31.03.1928 – 15.04.2013
Und immer wieder sind da Gedanken,
Spuren, Augenblicke, die uns glauben machen,
du seist noch bei uns…
Lieber Jochen!
Kurz nachdem wir Dir unsere herzlichsten Glückwünsche zu Deinem 85. Geburtstag ausgesprochen haben und Du die Mitglieder zu unserer Versammlung am vergangenen Sonnabend gegrüßt hast, bist Du nach einem erfüllten Leben auf Deine große Langfahrt gegangen.
Gemeinsam mit Deiner lieben Hanne, die über 62 Jahre deine Weggefährtin war, hast Du die Kraft und das Lebenselixier aus Eurer Liebe zur Natur mit ihrer Tierwelt, dem Wald und dem Wasser mit dem Segelsport gewonnen.
Lieber Jochen, Du bist so alt geworden wie unser Verein, der in diesen Tagen vor 85 Jahren in das Vereinsregister eingetragen wurde. Du bist nicht nur das älteste Mitglied im Verein, Du hast auch die mit über 65 Jahren längste Mitgliedschaft inne. Du bist das Mitglied, das vor dem Krieg in den WVG eintrat und nach dem Krieg über die Stationen der Betriebssportgemeinschaft Empor Nord, Empor, Lokomotive im Jahr 1992 wieder im WVG gelandet ist. Das ist einzigartig!
Darauf sind wir stolz; darauf kannst Du stolz sein!
Nach dem Krieg hast Du gemeinsam mit anderen Segelenthusiasten unter bescheidenen Bedingungen das Regattasegeln und die materielle Vereinsbasis wieder aufgebaut.
Du hast, wie andere es kaum vermocht haben, den Verein geprägt und viele Stunden Deiner Freizeit dem See und dem Segelsport und damit dem Nachwuchs und den Regattaseglern gewidmet.
Dafür gebührt Dir ein großes Dankeschön!
Wir denken gerne an die Zeit zurück, als Du mit Deiner Hanne und Elin und Wilhelm Jansen im „Käpt`n Pött“, der als Startschiff fungierte, im Schlepptau von Horst Röder, der Euch mit dem Motorboot zog, über den See gefahren bist und fast alle Regatten zwischen 1965 und 1990 auf dem Inselsee und auch einige Male DDR-Meisterschaften der Surfer als Wettfahrtleitungscrew auswärts durchgeführt habt. Das alles unter schwierigsten Bedingungen, die uns heute noch Hochachtung und Respekt abnötigen. Was wäre der Regattasport am Inselsee ohne diese Crew? Wir glauben nicht, dass sich das „Silberne Beil“, dessen erster Gewinner Du im Jahr 1957 gemeinsam mit Günter Bremer warst, zu einer der beliebtesten Regatten in ganz Deutschland entwickelt hätte oder viele Erfolge Güstrower Segler auf anderen Seen und Revieren (DDR-Meister, Spartakiadesieger, Deutsche Meister, Europameister, Weltmeister) ohne Dein/Euer Dazutun hätten errungen werden können.
Auch die Sitzungen des Kreisfachausschuss Segeln (KFA), den Jahresausklang des KFA und die Verbandssitzung des Bundes Deutscher Segler der DDR in Güstrow sind uns in guter Erinnerung. Trotz mancher Gegensätze, auch politischer, denn Deine Gesundheit hatte in dem System SBZ, DDR schwere Schäden genommen, hast Du es immer verstanden, die Sache in den Vordergrund zu stellen und so haben wir mit geschickter Diplomatie unter Deinem Vorsitz vieles für den Güstrower Segelsport erreichen können.
Auch das Wachstum und die Entwicklung unseres Vereins hängen stark mit Deiner Person und der genannten Crew zusammen. Man konnte von Dir/Euch, von dieser Crew, lernen und hat es auch. Teamgeist, Ausdauer, schwierige Situationen meistern, Geduld haben, Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit, handwerkliche Tipps und Tricks und vor allen Dingen Gelassenheit und Lebensweisheiten – damit wurden viele Klippen umschifft und haben uns in vielen Lebenslagen geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, das Richtige zu tun.
Heute vermissen wir bei vielen Jugendlichen und auch anderen diese starke Hingabe und Zuwendung zum Verein. Die Zeiten sind anders geworden. Auch wenn wir Optimisten sind, was die Zukunft angeht, so denken wir doch manchmal, dass die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wende was das Vereinsleben, den solidarischen Zusammenhalt und den Verein als Mittelpunkt betrifft, eine herausragende Zeit war und Du warst dabei.
Du bist bei uns, lieber Jochen. Die Erinnerungen an Dich mit Deiner knorrigen herzlichen Art sind stark und gegenwärtig, so als ob Du in unserer Mitte bist.
Für die große Langfahrt wünschen wir Dir Goode Wind!
Die Mitglieder und der Vorstand des WVG 1928 e. V.
i.A. Carsten Jansen Güstrow, April 2013