Vor nunmehr 85 Jahren am 17. März 1928 fand die Eintragung des Wassersport‑Vereins‑Güstrow 1928 e. V. in das Vereinsregister der Stadt Güstrow statt. Wir feiern also in diesem Jahr unseren 85. Vereinsgeburtstag und gratulieren gleichzeitig unserem ältesten und verdienstvollen Vereinsmitglied Jochen Rebs zu seinem 85. Geburtstag. So wie Jochen sich für den Verein einsetzte ist er ein Vorbild für alle und so manches heutige Mitglied könnte und sollte sich die Altvorderen, die diesen Verein gegründet und erfolgreich durch die raue See geführt und so manche Klippe umschifft haben, zum Vorbild nehmen.
Der Verein wurde zu Beginn des letzten Drittels der Weimarer Republik gegründet, wurde im Nazireich gleichgeschaltet und verlor damit auf Basis der Ergebnisse des 2. Weltkrieges sein mit eigener Hand erarbeitetes und geschaffenes Vermögen (Klubhaus).
Aber Segler wären nicht Segler, wenn sie nicht den Neuanfang gewagt hätten. So spuckten sich die nicht im Krieg gebliebenen in die Hände und gründeten sich als Bestandteil der BSG Empor Nord neu. Gleichzeitig begannen sie mit der Errichtung des Seglerheims mit den angrenzenden Boxen. Später wurde aus der BSG Empor Nord die BSG Empor. In dieser Zeit wurden viele Vereins- und Privatboote angeschafft. Man wollte sich messen beim Regattasegeln. Deshalb wurde die Einheitsjolle Pirat, die kurz vor dem 2. Weltkrieg von Karl Martens im Rahmen eines Wettbewerbes der „Yacht“ gezeichnet und gebaut wurde, als preiswertes, stabiles und regattataugliche Einheitsklasse angeschafft. In den 1950er Jahren segelten auf dem Inselsee ca. 50 Piraten!
Weil das so war und der Platz hinten und vorne nicht mehr ausreichte wurde ein neuer Bootsschuppen und Slipanlagen gebaut und die materiell-technische Basis ständig erweitert und modernisiert.
Durch diese Maßnahmen wurde das Regattasegeln wesentlich gestärkt und es stellten sich weitere nennenswerte Erfolge ein, die bis heute fortgesetzt wurden. Die BSG Empor ging später in der BSG Lokomotive, der Sportbewegung der Eisenbahner, auf. Mit der Wende wurde die BSG Lokomotive in den Eisenbahner‑Turn und Sportverein eingegliedert. Die Kriterien (50 % der Mitglieder mussten Eisenbahner sein, um von der Deutschen Bahn gefördert zu werden) konnten nicht gehalten werden und so kam es zur Wiedergründung des Wassersport‑Vereins‑Güstrow 1928 e. V.
Ziel war es eigentlich, alle am See ansässigen Segelvereine im WVG 1928 e. V. zu vereinigen. Das misslang, weil nicht alle bestehenden Vereine darin Vorteile sahen und ist das ist vielleicht die Achillesferse für die Zukunft.
Nach der Wende wurde sowohl in der Bundesrepublik als auch im europäischen Ausland, manchmal sogar weltweit gesegelt. Aber auch Güstrow als Stadt und als hervorragender Regattastandort durch nationale und Regatten mit internationaler Beteiligung bekannt.
In diesem Verein wurden Titel der Welt- und Europameister, Deutsche Meister und DDR‑Meister, Spartakiadesieger sowie jeweils Platzierte und viele internationale und nationale Regattasiege eingefahren. Die Ausbildung von Mitgliedern der Nationalmannschaften sowohl vor als auch nach der Wende hatte immer einen großen Stellenwert.
Ja, was ist ein Verein ohne das Engagement vieler; die materiellen Eigeninitiativen und die Muskelhypotheken haben mitunter Berge versetzt. So wurde das Klubhaus am Inselsee nach gescheiterten Verpachtungen an Dritte in den Wendewirren selbst übernommen und komplex saniert, wie auch die bestehenden Bauten dem heutigen Standard angepasst wurden. Auch in diesem Geburtstagjahr wird der WVG wesentliche Baufortschritte an seinem Großvorhaben dem Jugendhaus anstreben.
Mit dem Jugendhaus verbindet sich nicht nur symbolisch die Zukunftsaufgabe des Vereins, der Jugend ein noch größeres Augenmerk zu widmen und diese an den Segelsport heranführen und nachhaltig zu entwickeln.
Vielleicht steht der Verein, wie auch viele andere Vereine in Mecklenburg-Vorpommern, auf Grund der demographischen Entwicklung und dem Arbeitsplatzangebot vor seiner größten Herausforderung in seinem nunmehr 85-jährigen Bestehen, die nur durch die aktive Mitwirkung und den persönlichen Einsatz aller Mitglieder gemeistert werden kann.
Dafür wünscht sich der Verein Goode Wind!
Carsten Jansen