von Carsten Jansen

Die Kieler Woche fand für die Kutter ZK 10 vom 21. bis 24. Juni 2024 auf der Kieler Förde statt. Die „Teamwork“ hatte die Pflicht als Pokalverteidiger in diesem Jahr wieder an dieser Traditionsveran-staltung, es war die 135., teilzunehmen. Auch in diesem Jahr war die Regatta in Kiel vom Ablauf her umgestrickt worden, mit Olympischen Kursen und einer Langstreckenregatta in  der Kieler Förde bis nach Schilksee, das hatte unser Interesse schon im letzten Jahr geweckt. Außerdem zollen wir den Organisatoren Respekt, auch wenn wir man manchmal nicht mit allen Dingen einverstanden sind. Denn wir selbst organisieren Regatten und das Niveau muss einfach ein anderes sein  und könnte es auch sein, was die Dinge bei der Regattadurchführung seewärts betrifft.

Freitag 21. Juni 2024

So trafen dann die Besatzungsmitglieder der „Teamwork“ aus den südlichen und östlichen Himmelsrichtungen nach und nach in Kiel ein. Guido war der erste und dann doch wieder nicht, denn er hatte seinen Ausweis nicht dabei, der lag auf dem Amt in Berlin, der Führerschein reichte nicht für die Identifikation, also musste Lupo über Berlin fahren und   den Pass holen. Carsten folgte, kurze Abstimmung mit Guido. Ich meldete uns im Race Office  und auf dem Platz an und versuchte Guido reinzuholen, ging nicht, alles Reservisten ohne Einfluss. Shit! Sperrte uns unsere Stellplätze frei, Stromanschluss usw. Dann kam Gutschi, Carsten der Tischler. Wir luden den Kutter ab und vertäuten ihn im Päckchen an Schwimmsteg der Marinebasis. Fingen an den Kutter aufzubauen. Plötzlich klingelt Gutschi an, sofort alle zum Zeltplatz wir müssen uns umquartieren. Wie im wahren Leben Life in Deutschland, mitunter weiß die Linke nicht, was die Rechte macht. Gutschi war kaum zu bremsen: „Ich fahre wieder ab!“. Ja, wir die Segler mit ihren Quartieren, beanspruchen zu viel Platz. Warum: Trotz aller Meckerei und Krisen hat in Deutschland der Wohlstand weiter zugenommen und so reisen immer mehr Teilnehmer mit Wohnmobilen an (vielleicht ist auch Corona schuld daran?) und so werden die Parkplätze der Marineangehörigen weiter dezimiert. Der Standortkommandant scheint kein Freund der Marinekutterregatta zu sein, wie offensichtlich auch nicht der Veranstaltung „Open Ship“. So benahm es sich jedenfalls. Wir hatten später noch mal ein Intermezzo mit ihm. Ja, was tun? Gutschi beruhigen. Umquartieren. Der bis  dahin heilige Rasen durfte nun von uns belegt werden. Der Stellplatz war um Längen besser. Viel dichter an den Toiletten und Duschen, und ruhiger. Da kam Wohlbefinden auf. Irgendwann waren dann auch Tütel und Lupo vor Ort, der Pass ermöglichte dann auch Guido in die Kaserne einzufahren. Walter stieß wie immer am nächsten Tag zu uns. Gutschi hatte gut eingekauft und so hatten wir dann über drei Tage Essen vom Feinsten. Entrecote,  Spreewaldgurken und allerlei Leckerli lassen grüßen. Da war ich mit meinem Speckknobi und  Schwarzbrot, früher ein Renner, nicht mehr so gefragt. Ja, das Gesundheitsbewusstsein nimmt deutlich zu. Ist ja nicht verkehrt. Auf dem Kutter kommen jetzt Rohkostsalate und Obst zum Zuge. Ja so ändert sich das, werden wohl irgendwann alle noch Veganer. Bevor wir den Abend gemütlich ausklingen lassen, riggen wir den Kutter auf und beschließen die Segel am nächsten Tag anzuschlagen. Dann Zeltplatz und Tagesausklang. Dönjes schnacken. Die Politik kommt nicht gut weg dabei. Ab in die Heia.

Sonnabend 22. Juni 2024

Sonnabend früh hoch , ab in die Arche (früher Mannschaftsheim) zum Frühstück fassen. Alles ok.

Wir hatten dann noch ein wenig Stress, weil unser Startgeld wieder einmal nicht eingegangen war. Mein Einzahlungsbeleg war dann überzeugend. Im Vorjahr war es genau umgekehrt, Startgeld war bezahlt, aber es lag aber keine Meldung vor. Ab zum Schwimmsteg. Auftakeln, leider nur acht ZK 10 am Start. Einer mehr als im vergangenen Jahr.

Crew: Lupo und ich am Quirl, Lupo und ich am Groß, Carsten der Tischler am Besan, Tütel und Guido an der Genua und am Spi, Gutschi im Vorschiff. Ja zwei fehlten, Hansi aus den bekannten Gründen und Walter, weil er Handwerker am Bootshaus hat. Ja, mit Handwerkern muss man sich gut stellen, gehören in Old Germany zu einer aussterbenden Spezies.  War früher mal das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Heute wandelt sich das in Richtung Bürgergeldempfänger….

Auf Geheiß von Hansi ziehen wir die neuen Segel hoch, machen Fotos im Laufe des Tages wegen des Trimms usw. Schicken die Fotos am Abend in die Runde. Rückmeldung von Hansi: Ihr (Penner, hat er gedacht  nicht gesagt, aber recht hat er) fahrt die alten Segel. Damit beließen wir es dann, weil es nicht so schlecht lief und das Neue Material schont, allerdings steht das mit dem Trimm noch aus. Wieder hoch zum Zeltplatz.

Beim Hoch und Runtergehen vom Hafen zum Zeltplatz hier ein Schnack dort ein Schnack,  ein wenig fachsimpeln, frohes neues Jahr usw. Man kennt sich und freut sich, gegeneinander zu regattieren. Ja in Kiel auf der Marinebasis hat man das Gefühl, zum Kilometermachen und Grüßen gekommen zu sein. Die Armisten grüßen tatsächlich alle. Höflich und zuvorkommend, „Können wir helfen?“ Angenehm. Das Gehen ist aber keinem aus der Crew abträglich.  Habe ich im letzten Jahr auch so geschrieben. Alles noch zutreffend, aber Änderungen bahnen sich an, denn wir wollen ja alle gesünder leben, und das fängt ja bekanntlich beim Essen und Trinken an.

Um 11:00 Uhr Eröffnung und Steuermannsbesprechung im Hafen auf dem Basisponton. Zehn Mal besser als im Kinosaal, der wieder durch militärische Übungen besetzt war.  Dann folgt ein ökumenischer Gottesdienst. Nicht schlecht, er zeigt uns unsere kulturellen Wurzeln, die nun mal auf die Christianisierung zurückzuführen sind. Back to he roots….

Kurs so wie alle Jahre, nur dieses Mal segeln die Marinekutter und ZK 10 gleichzeitig auf der gleichen Bahn, Startfenster 5 Minuten Unterschied. Sonntag sollte dann die Langstrecke gefahren werden. Ansonsten täglich 2 bis 3 Wettfahrten.

1.Wettfahrt:       14:Uhr erster Start, Wind 2 – 3 W

Kurs 1: Start –  1 – 1a – 2 – 3 – 1 – 1a – 3 – 1 – 1a – 2 – 3 – Ziel

Wir sind uns einig, am Startschiff ist es günstiger. Wir starten also dort, in den letzten zwei Minuten dreht aber der Wind, so dass der Start in lee mit StB günstiger ist. Vor uns sind schon die Marinekutter gestartet, es ist ätzend sich durch sie hindurchzusegeln. „No. 7“ in Führung, wir zweiter. Abstand ist schon etwas größer. Guido gibt die Devise aus: Die holen  wir noch!“. Zielkreuz, wir sind auf Tuchfühlung. „No. 7“ kommt mit Bb -Schoten, ich will abfallen und vergesse zu sagen: Besan los. Es geht nicht. Ich versuche das Manöver des letzten Augenblicks zu machen. Es misslingt. „.No. 7“ erwischt uns auf der Stb-Seite. Die Bordwand biegt nach innen, ich sehe schon ein riesengroßes Loch. Wird es aber nicht, die Scheuerleiste hält glücklicherweise verdammt viel ab. Trotzdem haben wir Risse und einige Schrauben müssen neu justiert werden. Schnelle Diagnose: Wir können weiter segeln. Ein Crash von dem ich immer geträumt habe. Warum muss mir das passieren? Ich möchte am liebsten im Boden, besser wohl Wasser, versinken. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum der Steuermann der „No. 7“ nicht versucht hat in den Wind zu schießen. Er hat in keiner Weise versucht die Kollision zu verhindern. Natürlich bin ICH schuld. So machen wir dann unseren Kringel und werden zweiter. Stimmung ist getrübt, mir ist nicht wohl.

2. Wettfahrt:      15:10 Uhr  Start, Wind 2 – 3 W, gleicher Kurs.

Wieder Start mit Bb, „7 Seas“ startet mit StB. Fährt Start – Ziel – Sieg ein. Wir wieder zweiter, „No.7“ wird 3.

Die Kurse sind, dafür ist Kiel bekannt, sehr kurz, zu kurz, Startfehler werden im Revier vor dem Tirpitzhafen gnadenlos bestraft.

An Land tröstende Worte für mich, Quax den  Bruchpiloten. Drei Kutter sind punktgleich mit 4 Punkten.  Es ist noch alles drin. Ich rufe Hansi an und beichte mein Missgeschick, sicherlich ist er, wie alle anderen nicht „amused“. Passiert ist passiert und der Steuermann der „No.7“ ist dafür bekannt, dass er draufhält“. So Hansis Kommentar. Auch ich wusste das, aber meine Reaktion war unterirdisch. Ja, Abendausklang bei gutem Essen vom Grill, habe ich nicht verdient, Wasser und Brot wäre wohl richtiger.

Unsere Fans Katja und Monsche sind eingetroffen, wir bekommen kleine Geschenke in Form eines Bierglöckchens. Danke! Danke auch für den Trost. Unsere Besucher, Guido und Carsten der Tischler gehen noch auf die Kieler Piste, sie wollen unbedingt einige Schausteller mit Kohle versorgen. Wir füttern und tränken so manchen Armisten, der bei uns am Camp vorbeikommt. Viele Reservisten sind dabei. Auch das Personal der Seenotretterhubschrauberstaffel und deren Zivilbeschäftigte sind bei uns zu Gast. Das dabei interessante Gespräche geführt werden können und werden ist klar. Dann Heia.

Sonntag 23. Juni 2024

Der Morgen beginnt bei der Esseneinnahme in der Arche. Wir bekommen unser Essen, und sind gerade dabei es zu vertilgen, da kommt ein Offizier rein und begrüßt uns wie folgt: „Räumen sie sofort den Saal!“. Wir wissen nicht warum. Wir wehren uns, indem wir uns den harschen Ton verbitten. Da wird er noch herrischer: „Wenn es ihnen hier nicht passt, dann verlassen Sie den Standort“. Tolle Gastfreundschaft. Später erfahren wir, dass er das Betreiben der Kantine untersagt hat und dem Betreiber den Zutritt zum Standort untersagt hat. Angeblich Hygienemängel, das Personal meint persönliche Differenzen.  Was nun wirklich stimmt wissen wir nicht. Aber das Verhalten eines Offiziers der Bundeswehr gegenüber seinen Gästen ist nicht zu tolerieren. Er hat auch bei den Soldaten keinen guten Ruf, wie wir erfahren.

3. Wettfahrt ,  Start 10:00 Uhr Wind 2  Bft SW auffrischend, Sonderkurs

Die Startreihenfolge wurde umgedreht, weil die ZK 10 doch schneller sind und es an den Bahnmarken immer ein Tohuwabu gab.

Kurs: BM 1(in Richtung Tirpitzhafen) Stb – Fahrwassertonne 11 Bb – Fahrwassertonne 13 Bb – Fahrwassertonne 15 Bb  in Höhe Schifffahrtleitzentrum (Heckdorf) geht es zurück in Richtung Hafen Kiel – Fahrwassertonne Kiel 3 Stb – BM  Landtag – Kiel 3 Bb – Ziel in Richtung Tirpitzhafen.

Wir also im ersten Start. In Richtung Tirpitzhafen. Es ist ein Anliegersteuerbordstart. Lupo hat den Quirl übernommen und fährt einen Superstart. Wir gehen als erste um die BM 1 Und so bleibt es den ganzen Kurs. An der BM 1 an geht der Spi hoch , und er bleibt oben bis zur Wendebahnmarke (Höhe Heckdorf). Auf der achterlichen Strecke laufen die nachfolgenden Kutter auf. Aber  auf dem HartamWind Anliegerkurs fahren wir deutlich weg. Aber auch dieser  Kurs ist mehr als spannend, weil wir in der Windabdeckung einiger Tanker und Containerfrachter liegen, die die Schleuse Kiel-Holtenau zum Nord-Ostsee-Kanal ansteuern. Aber wir haben Glück, uns erwischt es nicht ganz so dolle. Wir fahren einen sehr guten Vorsprung heraus, den wir auch brauchen, denn als wir in die Windabdeckung im Kieler Hafen reinfahren, laufen die anderen wieder auf, es wird bedenklich. Die Wendemarke liegt direkt vor dem Landtag von Schleswig-Holstein. Das ist echt Topfschlagen, wäre nicht nötig gewesen, die Abgeordneten tagen eh nicht am Sonntag. Die nachfolgenden Kutter sind bis auf wenige Bootslängen wieder dran. Wir runden als erster in den schwachen Winden und haben wieder Glück, wir bleiben vorne und als wir aus der Abdeckung heraus sind, ziehen wir wieder weg, weil wir den Wind ja als erste bekommen und stellen die alten Abstände wieder her. Wir fahren in den Hafen, um dann gegen 14:00 Uhr zu den nächsten Starts auszulaufen. Lupo bleibt am Quirl. Wir versuchen es auch mit Stb-Starts, die gelingen, aber nur dank Falko Zenker, der mit Bb-Schoten startet und wir hinter ihm rumgehen, so driften die anderen in unsere Abwinde oder müssen wenden. Das gelingt zweimal

4. Start unmittelbar nachdem alle Kutter im Ziel sind. Kurs 2, Wind W 2 bis 3, manchmal in Böen auffrischend. Kurs: 1 – 1a -2 – 3 – 1 -1a – 3 – 1 – 1a – 2 – 3 – Ziel. Start gelingt wieder hervorragend. Wir wieder erster. Start-Ziel-Sieg.

5. Start: Kurs: Wie in 4.Wettfahrt, aber ein Dreieck wird gestrichen. Also sehr kurz. 2, Wind wie gehabt, aber etwas frischer. Wieder Top-Start, Start-Ziel-Sieg. Hinter uns wechseln sich „7 Seas“ und „No.7“ ab.

6. Start: Kurs: Wie in 5.Wettfahrt. Dieses Mal kommt „7-seas“ ab besten weg und fährt einen Start-Ziel-Sieg ein. Wir werden 2.

Fazit bis hierher: Drei erste Plätze, drei zweite Plätze – 9 Punkte, damit liegen wir gut im Rennen. Momentan Platz 1. Auf Platz 2 liegt „7 Seas“ mit 13 Punkten, auf Platz 3 „No. 7“ mit 15 Punkten. Morgen sind dann noch zwei Wettfahrten. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes, Flaute.

Ab in den Hafen. Anlegen, Abfendern, Vertäuen, Segelabschlagen, Abdecken.

Der Abend läuft wie gehabt. Mit Fußball im Hintergrund auf dem Tablet. Empfang bescheiden, da offensichtlich zu viele über diesen Weg das Spiel Deutschland – Schweiz der EM schauen wollen. Ja, hätte der deutsche Sturmtank geahnt, dass er mit seinem Ausgleich Deutschland gegen Spanien sichert, gegen die wir dann ja mit merkwürdigen Schierientscheidungen bekanntlich verloren haben. Sonst hätten wir die Engländer gehabt, die ja mit einem Deutschland-Komplex in Pflichtspielen leben. Wollte der englische Schiedsrichter seine Landsleute davor bewahren? Nein, sicherlich nicht. Tatsachenentscheidungen sind im Fußball nun mal nicht anfechtbar.  Als Gruppensieger in die Heia.

Montag 24. Juni 2024

Frühstück dieses Mal in Eigenversorgung aus den bekannten Gründen. Wind von Null bis Pub. Startverschiebung an der Pier. Um 10:00 Uhr AP über A, heute keine Wettfahrt mehr.

Damit ist es amtlich wir haben den Pokal verteidigt.

Abtakeln, abriggen, verpacken. Kranen, verladen, Kutter in die Basis am Zeltplatz. Duschen, Müll entsorgen, alles abfahrbereit machen. Zwischenzeitlich waren einige unserer Teammitglieder berufsbedingt abgereist. Siegerehrung, Pokale und Urkunden empfangen.   Siegerehrung wie in Kiel bekannt: Viele Honoratioren, Sponsoren, städtische Verantwortungsträger, Presse und Militärs. Der Flottillenadmiral hält eine kurze und knackige Ansprache und Dankesworte, auch ein Dank an die Gäste, an uns. Ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Standortkommandanten!

Ab auf die Piste und nach Hause. Fazit: Leider nur acht Starter in Kutterklasse K 10 , alte Bauernweisheit, wer nicht startet kann bekanntlich nicht gewinnen. Die Langstrecke konnte zum ersten Mal in der Neuauflage gesegelt werden. Am Kurs sollte man, nein muss man feilen. Pokalverteidigung im Jahr 2025 zur 136. Marine – Kutter – Regatta im Rahmen der Kieler Woche. Diese sollte eine Pflichtteilnahme für die Teamwork werden, allerdings tun sich da Hindernisse auf. Schaun mer mal.

Au jeden Fall ein Dank an die Regatta-, Land- und Piercrew, die leisten über die komplette Woche einen Super Job!

Carsten Jansen