von Henning Wolf

An einem Sonntag im September heißt es für mich morgens im Dunkeln mit den Hunden die erste Runde gehen. Das liegt aber nicht an der Zeitumstellung, sondern es steht das Schweriner Jedermann-Radrennen an, früher bekannt als die Schweriner Seenrunde. Dieses Jahr stand es am 17. September im Kalender.

Normalerweise ist es zu diesem Zeitpunkt schon recht frisch, gerade morgens, und es gab schon Austragungen mit Regen, Hagel und Sturm. Aber dieses Jahr waren 25°C und so gut wie kein Wind vorhergesagt. Und tatsächlich, die Wettervorhersage trat ein!

Molle und ich fuhren also rechtzeitig aus Güstrow los und wir kamen ohne Probleme bei Klaus-Dieter in Schwerin an. Er hatte bereits am Vortag die Anmeldung für uns erledigt und unsere Startnummern und Transponder abgeholt. Wir befestigten die Transponder an unseren Rädern, brachten die Startnummern an unseren Shirts an und tranken noch einen Kaffee. Allerdings hatte Molle sich für lange Hosen entschieden. Sollte das nicht für diesen Tag zu warm sein?

Dann machten wir uns auf den Weg zum Startbereich. Wir fuhren den Franzosenweg direkt am Schweriner See entlang, am Schloss vorbei zum Marstall. Eine herrliche Strecke zum Einrollen. Wir kamen genau zum richtigen Zeitpunkt am Startbereich an. Die, die gewinnen wollten, standen bereits 20 min vor dem neutralisierten Start in den ersten Reihen.

Wir reihten uns weiter hinten ein und waren fasziniert von dem riesigen Starterfeld. Es sollten insgesamt 700 Teilnehmer sein, allein die 91 km wollten insgesamt 340 Rennradfahrer absolvieren. Wir haben uns für die lange Strecke angemeldet, die 60 km Runde startete eine viertel Stunde nach uns.

Pünktlich um 10:00 Uhr ging es los. Der neutralisierte Start sollte bis zur Fußgängerbrücke Zippendorf gehen. Ab dort ging es dann “scharf” zur Sache. Bis dahin zog sich die Fahrt allerdings etwas. Die breiten Straßen in Schwerin wurden von einigen Baustellen ziemlich eingeengt, so dass sich das riesige Feld da durchquetschen musste und es kam natürlich zum Ziehharmonikaeffekt. Es war also auch beim Einrollen Konzentration gefragt.

Dann also der scharfe Start und gleich zu Beginn ging es den Plater Berg hoch. Da hieß es gleich, nicht so viel Zeit zu verlieren und sich nicht ausbremsen zu lassen. Im Laufe der Neutralisation habe ich Klaus-Dieter und Molle aus den Augen verloren. Bei Molle war ich mir ziemlich sicher, dass er ein ganzes Stück hinter mir war. Er wollte es auch aufgrund seines Fitnessrückstandes ruhig angehen lassen. Bei Klaus-Dieter war ich mir nicht 100 %-ig sicher, ob er hinter mir war, aber ich ging erstmal davon aus.

Nach dem ersten Anstieg fuhren wir also wie gewohnt in die Lewitz. Dort war die Straße flach und kein Wind (außer der Fahrtwind) und ich rollte mit einem knappen 40er Schnitt dahin. Dieses Jahr gab es eine neue Streckenführung. Deshalb mussten wir nur eine Runde durch die Lewitz drehen. Die Strecke führte uns nun von Sukow aus in Richtung Norden. Ab da wurde die Strecke auch etwas anspruchsvoller. Es gab ein paar Anstiege mit bis zu 10 % Steigung, die waren aber nur kurz. Außerdem gab es eine 300 m lange Kopfsteinplasterpassage, die auf einem Rennrad überhaupt keinen Spaß macht.

Durch die Anstiege sind die doch recht großen Gruppen gesprengt worden und es bildeten sich kleinere. Irgendwie habe ich ca. 20 km vor dem Ziel den Anschluss an meine kleine Gruppe verpasst, so dass ich ab da alleine fahren musste. Wäre ich dadurch nicht so fertig gewesen, hätte ich die Strecke direkt am Schweriner See aus Richtung Retgendorf genießen können. Ging aber nicht…

Dann ging es über den Paulsdamm in die Landeshauptstadt. Mit Blick auf das Schloss fiel der Zieleinlauf leichter. Die Zuschauer jubelten, nicht nur in Schwerin, sondern auch an der Strecke draußen, und das half. Das Ziel war dann dort, wo auch der neutralisierte Start war, vor dem Marstall.

Ich war fix und fertig und brauchte erstmal ein paar Minuten Erholung. Als ich mich auf den Weg machte, um den Transponder wieder abzugeben, sah ich Klaus-Dieter in der Schlange stehen. Ich war verwirrt! Wo hat er mich überholt? Hat er mich überhaupt überholt? Warum habe ich das nicht mitbekommen? Er war doch seit dem Start hinter mir? Oder doch nicht?

Beim Vergleich unserer Zeiten war ich dann beruhigt. Er war ca. 4 min langsamer als ich. Er hat wohl nur einen anderen Ausgang aus dem Zielbereich genommen.

Wir beiden haben uns dann weiter vorne in der Schlange angestellt, die Transponder abgegeben, Urkunde und Medaille abgeholt und dann hieß es auf Molle warten. Wir erblickten ihn dann in der Schlange weiter hinten. Also mussten wir warten.

Klaus-Dieter hatte zum Glück ein paar Kumpels organisiert, die dort schon auf ihn gewartet haben. Sie hatten gut gekühltes Radler dabei und das war bei der Wärme eine Wonne! Da es ziemlich lange dauerte, bis Molle kam, machten wir ein Foto ohne ihn.

Die letzten Jahre dauerte die Transponderabgabe schon ewig lange, aber dieses Jahr waren mehr als doppelt so viele Teilnehmer am Start. Da muss sich der Veranstalter etwas einfallen lassen!

Nachdem Molle dann endlich fertig war fuhren wir wieder am Schloss vorbei zu Klaus-Dieter.

Nun begann der gemütliche Teil. Duschen, Getränke, Hechtbouletten, Kartoffelsalat, Salat und Kräuterbaguette. Dieses Jahr musste sogar die Markise ausgefahren werden, so doll schien die Sonne. Wir waren alle zufrieden mit unseren Ergebnissen und hatten natürlich viel zu erzählen. Aber nicht nur über das Radfahren…

Nach einer ganzen Weile stiegen Molle und ich dann ins Auto und fuhren wieder nach Güstrow. Ein schöner sportiver Tag neigte sich dem Ende.

An dieser Stelle nochmal ein riesen Dankeschön an Klaus-Dieter und Bärbel für die Verköstigung und dass wir bei euch Station machen durften.

Hier unsere Ergebnisse von 324 männl. Startern:
Henning: 199. Platz, 2:33:30 h, Schnitt: 35,6 km/h
Klaus-Dieter: 207. Platz, 2:37:34 h, Schnitt: 34,7 km/h
Molle: 281. Platz, 2:52:21 h, Schnitt: 31,7 km/h