Andreas und Martin Ebel werden Landesmeister vor Peter Anders und Peter Bark
Der Wassersport-Verein-Güstrow 1928 e. V. (WVG) hatte am vergangenen Wochenende zu den letzten großen Regatten der Segelsaison 2022 geladen. Aufgerufen waren die Klasse Pirat in der 18. Auflage des Nebelbeils sowie das vormals olympische Finn-Dinghy zur 11. Nebelwelle. Amtierende Deutsche Meister, Europameister und internationale Segler waren der Einladung gefolgt.
37 Boote mit 74 Seglern in der Klasse Pirat und elf Boote und Segler in der Einhandklasse der Finn-Dinghys konnte der WVG-Vorsitzende Peter Anders stellvertretend für den Gastgeber begrüßen: „Das Teilnehmerfeld der Piraten ist überragend. Abgesehen von den Meisterschaften der Saison 2022 waren das Silberne Beil und das Nebelbeil bisher die meldestärksten Regatten. Es ist das größte Lob für einen Veranstalter, wenn Segler gerne wiederkommen.“ Mit Steuermann Zdeněk Rychtr und Vorschoter Pavel Moucha vom Yacht Club Doksy fand sogar ein tschechisches Boot der Klasse „Pirat“ den über 500 Kilometer weiten Weg zum WVG.
Bei den Piraten galten Ines und Thomas Heldt (Teterow), die Titelverteidiger und diesjährigen Sieger des 66. Silbernen Beils, und der frisch gebackene Deutsche Meister der Klasse „Ixylon“ Donald Lippert mit Ehefrau Phyllis (Berlin) als favorisiert. Die Güstrower Hoffnungen ruhten auf dem Österreichischen Meister Peter Anders nun wieder mit Peter Bark (WVG) an der Vorschot, den Ungarischen Meistern Andreas und Martin Ebel (WVG) sowie Jens Bauditz/Susanne Thiel (WVG).
Bei stabilen 4 Beaufort konnte Wettfahrtleiter Andreas Möller (WVG) Piraten und Finn-Dinghys pünktlich auf einen doppelten Up-and-Down-Kurs zur 1. Wettfahrt schicken.
Alle Favoriten starteten hervorragend. Lippert/Lippert, Ebel/Ebel, Anders/Bark und Heldt/Heldt waren dicht beisammen. Im Laufe der zweiten Runde entwickelte sich ein Duell zwischen Lippert/Lippert und Ebel/Ebel mit dem besseren Ende für die Berliner. Schließlich mussten sich Ebel/Ebel auch noch Anders/Bark geschlagen geben und wurden 3. vor Heldt/Heldt 4. Von mehreren starken Jugendteams ließen Franz Erpenbeck/Charlotte Meyer (Ribnitz) mit Platz 8 in einem starken Piratenfeld aufhorchen. Für Hillenberg/Hain (WVG/Einheit) im generalüberholten Boot GER 3737 auf Platz 18 begann die Regatta vielversprechend.
Die 2. Wettfahrt war ein Paukenschlag. Erpenbeck/Meyer stürmten an die Spitze und wurden von Ebel/Ebel und Anders/Bark verfolgt. Die Frage war, wann die beiden Jugendsegler überholt werden würden. Aber obwohl die Wettfahrt nun ein dreifacher Up-and-Down-Kurs war und der Wind deutlich auf 5 und in Böen 6 Beaufort auffrischte, hielten sie dem Druck stand, bauten ihre Führung aus und gewannen vor den Güstrowern Ebel/Ebel (2.) und Anders/Bark (3.). Lippert/Lippert enttäuschten mit Platz 18. Zum Ende der Wettfahrt kam mit dem Regen Starkwind bis 30 Knoten (7 Beaufort), der auf Schlag sechs Boote kentern ließ und alle Rettungsboote aktivierte. Zur Sicherheit und weil eine Unwetterwarnung vorlag, schickte Wettfahrtleiter Andreas Möller die Boote kurz an und unter Land.
Nach dieser Pause fanden sich fast alle Boote nachmittags zur dritten und letzten Tageswettfahrt ein. Sonne und Wind bei nur noch 8 Knoten (3 Beaufort) ließen den Inselsee ganz anders erscheinen als eineinhalb Stunden zuvor. Es folgte ein spektakulärer Fünfkampf um die Spitze und beste Werbung für den Segelsport. Zwischen Ebel/Ebel, Anders/Bark, Lippert/Lippert, Heldt/Heldt und den unglaublich starken Erpenbeck/Meyer wechselte die Führung hin und her. Auf dem letzten Vorwindkurs segelten alle fünf Boote zeitweise nebeneinander, ohne dass ein führendes Boot auszumachen war. Am Ende entschied ein Hauch für Lippert/Lippert, die ihren zweiten Tagessieg vor Ebel/Ebel (2.), Heldt/Heldt (3.) und Anders/Bark (4.) einfuhren. Erpenbeck/Meyer wurden 5. Alle fünf Boote sollten am Sonntag bei noch zwei ausstehenden Wettfahrten Siegchancen haben.
Mit Titelverteidiger Erik Schmidt hatte das Feld der Finn-Dinghys einen klaren Favoriten. Doch Dirk Zilius (Ribnitz) und Jan Heinrich Meyer (Lübeck) wollten die Nadelstiche setzen, was ihnen auch gelang. Mit den Plätzen 1, 2, 2 legte der Sternberger Schmidt zwar eine gute Serie hin, aber auch Dirk Zilius mit 3, 1, 4 und Meyer mit 4, 7, 1 verbuchten Tagessiege und hielten den Gesamtsieg offen.
Am Sonntag sollte die Entscheidung in beiden Klassen fallen. Zwei Wettfahrten je Klasse standen noch aus. Alle Wetterprognosen versprachen Leichtwind und so kam es. Um auf einsetzenden Wind vorbereitet zu sein, schickte das Wettfahrtkomitee alle Boote zur Startbereitschaft auf den Inselsee. Tatsächlich setzte um ca. 11 Uhr Wind ein, der eine Wettfahrt mit Bahnabkürzung bringen sollte. Lippert/Lippert, Ebel/Ebel duellierte sich mit Abstand vor dem Rest des Feldes. Wie schon in der ersten Wettfahrt hatten die Berliner das bessere Ende für sich und übernahmen nach Streichung der schlechtesten Wertung die Gesamtführung. Anders/Bark zauberten auf dem letzten Vorwindkurs und schlichen entlang der Schilfkante zu Platz 3 vor Wildt/Wildt (Berlin). Heldt/Heldt wurden 7. Weil Erpenbeck/Meyer mit Platz 12 nicht an den Vortag anknüpfen konnten, hatten noch drei Crews Chancen auf den Sieg, wobei Lippert/Lippert bei einem Sieg von Ebel/Ebel Platz 5 reichen würde.
Es waren aber Wildt/Wildt, die die Startkreuz gewannen. Ebel/Ebel segelten auf Stammplatz zwei dahinter. Anders/Bark und auch Lippert/Lippert fanden sich im Mittelfeld. Als Lippert/Lippert zu viel wollten, verstießen sie nicht nur gegen Wegerechtsregeln, sondern berührten auch die erste Luvbahnmarke. Der regelkundige und stets faire Sportsmann Donald Lippert gab daraufhin die Wettfahrt auf. Platz zwei im Ziel für Ebel/Ebel hinter Tagessieger Wildt/Wildt reichte zum ersten Gewinn des Nebelbeils und zugleich der Landesmeisterschaft. Anders/Bark segelten mit Platz 13 ihren Streicher und wurden Gesamtzweiter – Doppelsieg für Güstrows WVG. Die Aufgabe von Lippert/Lippert brachte Heldt/Heldt den Gesamtbronzerang. Lippert/Lippert durften sich über den Sonderpreis „Nebelpeiler“ für den gar nicht so undankbaren vierten Platz freuen.
Weniger spannend machten es die Finnsegler. Erik Schmidt sicherte sich mit den Plätzen 2 und 1 den zweiten Sieg bei der „Nebelwelle“ vor Dirk Zilius (Plätze 9 und 3) und Jan Heinrich Meyer (Plätze 5 und 2). Karsten Struck (WVG) kämpfte mit unterlegenem Material auf Platz 10.
„Wir sind stolz auf Andreas und Martin Ebel, die sich in der Piratenspitze längst etabliert haben. 48 Boote, 85 Segler und ein Doppelsieg des WVG sind ein schöner Saisonabschluss“, resümierte Peter Anders. Am 22. Oktober beenden alle Güstrower Segler die Saison 2022 mit dem Absegeln auf dem Inselsee.
Jörn-Christoph Jansen