von Carsten Jansen

Das Vorspiel

Uns Uwe, ihr wisst schon der aus Neustrelitz, der den Stahlbau unseres Jugendhauses verantwortet, hatte Türkeitörnjubiläum, nämlich das 20! Er hatte uns (die Teamworkcrew) eingeladen mitzutörnen, natürlich mit Selbstbeteiligung. Drei Kutterleute waren dieser Einladung gerne gefolgt. So waren wir denn drei von der Stammcrew (Gutschi, Tütel mit Frau und Carsten) sowie der Einladende mit Lebensgefährtin, der immer mal auf der Teamwork dabei ist (Uwe) und ein Ehepaar aus Paine (Petra und Kalli – Geschäftsfreunde des Einladenden). Crewstärke: Acht – drei Frauen, fünf Männer oder solche, welche meinen, es zu sein.

Ich vermisste diese Ausflüge ins Mittelmeer. Seitdem unser ehemaliges Vereinsmitglied Horst D. nach Spanien ausgewandert ist, er war der Organisator des Hochseesegelns gen südliche Gefilde, hat die Törnsegelei in unserem Verein leider stark abgenommen bzw. gibt es fast gar nicht mehr. Damals waren wir immer ca. 15 bis 20 Sportfreunde, die auf drei Schiffen im Mittelmeer an Funregatten teilnahmen. Es war eine teambildende Maßnahme für unseren Verein par excellence, hat uns viel gebracht und fehlt aus meiner Sicht heute mehr denn je.

Umso schöner war es, dass Uwe uns einlud und die gesamte Organisation übernahm. Danke!

Man möge mir die Länge der Reisebeschreibung und auch Ausflüge in andere Gefilde verzeihen. Es ist auch nur meine höchstpersönliche Meinung und das Schöne ist, bei uns herrscht Meinungsfreiheit und die darf man sogar äußern. Ist in anderen Ländern nicht so möglich! Ich weiß das zu schätzen!!!

Freitag 14.10.22
Ziel: Berlin

Nach der Vorplanung und dem Einkauf von Hartwürsten, Schinken und Getränken – Klamotten packen, Seesack vonnöten, da Hartschalenkoffer an Bord wegen der Unterbringung verpönt sind. Ein Holländer, der in Warnemünde Törns anbietet, sagte mir mal: Ich sage jedes Mal zu Ihnen (denen mit den Hartschalenkoffern) – Aha sie bringen also ihre eigene Rettungsinsel mit, toll, aber wir haben schon eine! Koffer auspacken und Schließfach suchen. Wenn sie dann an Bord sind, verstehen sie warum. Von uns hatte keiner eine Rettungsinsel mit. Wir haben ja Erfahrung… na ja…hoffentlich.

Start um 14.30 in Richtung Teterow zu Tütel. Kaffee fassen, Klamotten umladen in Tütels oder Monsche’s Bus. Gutschi trifft ein, Katja, bekanntlich ja unser größter Fan, bringt den Gutschi und lässt uns an ihrem Glücksbringer anfassen, nein nicht an dem Gutschi. Der Glücksbringer ist ein kleines Plüschtier. Was für eins? Shit, weiß ich nicht, muss ich in Erfahrung bringen. Gegen 16:00 Uhr Start nach Berlin zu Guido, auch einer unserer Kutterfreunde, den es aus Teterow nach Berlin verschlagen hat. Er bietet uns Willkommensgetränk, Gaststättenausflug, Absacker, Nachtquartier, Autoparkplatz und Taxi Hin und zurück zum Flugplatz. So funktioniert ein Seglernetzwerk. Danke!

Nach verlängertem Erfahrungsaustausch und Saisonauswertung haben wir dann doch den Weg in die Heia gefunden (dank auch einer massiven Ansage von Monsch‘e).

Sonnabend 15.10.2022
Ziel: Fethiye via Izmir

Kurz und gut geschlafen. Katzenwäsche, ab in den Bus zum BER (Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“). Flieger ging um 06:45 Uhr (hieß 4:45 Uhr auf dem Flugplatz sein). Ich war zum ersten Mal auf diesem ja doch skandalträchtigen Flughafen. Ja, wenn Politiker meinen die besseren Unternehmer zu sein, dann hat der Steuerzahler nichts zu lachen. Er ist nicht schlecht, ich vermisse aber Transportbänder für die ältere Generation (da nehme ich mich natürlich noch aus…wie lange noch?), denn auch hier sind Entfernungen zurückzulegen. Aber dann wäre er wahrscheinlich weitere drei Jahre später übergeben worden und die Kosten nochmal um drei Milliarden höher gewesen. Hier kann sehen: So werden also Steuermittel sinnlos versenkt. Übliche Kontrollen: Alles ok, man lässt uns ausreisen. Flieger hebt pünktlich ab, ist proppevoll mit Türken und Urlaubern. Schlaf nachgeholt, mein Kindle bleibt im Handgepäck. Essen und Trinken nur gegen Bezahlung und überteuert. Nein Danke, wer schläft der sündigt nicht, aber ist essen Sünde?  – natürlich nicht. Nur das zu viele Essen…na ja, uns erwartet die mediterrane Küche, also ist ein wenig vorhungern angesagt. Flieger landet pünktlich um 10:40 Uhr Ortszeit in Izmir, warm. Einreisekontrolle ist man als Europäer gar nicht mehr gewohnt, man lässt uns rein, Erdogan ist nicht mein Fall, aber die Menschen sind ok. Gepäckkarussell dreht sich schnell, ziemlich schnell, schneller als in anderen Städten. Kleinbus erwartet uns. Kraftfahrer kann das nötigste auf Englisch, Fahrt von Izmir nach Fethiye ca. 4 ½   Stunden für 437 km. Zwischendurch ein Zwischenstopp an türkischer Raststätte. Vier Bier bitte. „No Alcohol…“ach ja der Islam. Na gut, dann eben Wasser, gutes Essen, sehr scharf und preiswert. Dann geht es weiter. Es immerhin Sonnabend, es wird gearbeitet, der Verkehr ist wie am Alltag, alles ist geöffnet, Sprit in allen Kategorien im Schnitt 20 bis 30 % günstiger. Irgendwann geht es in die Berge hoch, gefühlt sehr hoch, man oder frau oder ich merken es in den Ohren. Es sind im Maximum aber nur 800 m, gefühlt viel höher. Es wird nachmittags um 15:00 Uhr stockdunkel. Regen, Regen, der Fahrer brettert durch die Serpentinen und Pfützen. Respekt, so wäre ich nicht gefahren. Es wird wieder heller. Irgendwann registrieren wir immer mehr Boote an Land in Hallen, Verkaufseinrichtungen für maritimes Zubehör, Werften usw., wir nähern uns der Küste. Trotzdem fahren wir noch etliche Kilometer aber immer in Küstennähe. Fethiye erreichen wir gegen 16:30 Uhr, der Regen hat aufgehört.  Malerische Stadt in einer Bucht mit schöner Altstadt und etlichen an die Berghänge gebauten Häusern in Küstenlage. Boot oder Ship oder Segelyacht unter ca. 1000 Yachten gefunden. In der Marina steppt der Bär. Unser Bär empfängt uns schlaftrunken: So schnell hatten wir euch nicht erwartet… Uwe und Sonja waren schon eine Woche mit dem Schiff und anderer Besatzung unterwegs in den ägäischen Gefilden. Klamotten an Bord, Kojenbelegung geklärt, Ankommer – das Wichtigste. Herzliches Willkommen. Bekannt machen mit den Painern (Petra und Kalli). Unsere Hanse 575 ist wahrlich nicht die kleinste Yacht im Hafen, aber auch nicht die Größte,  obwohl sie „Bolshoy“ heißt. Im Hafen waren viele Nationen vertreten, allen voran wohl Russen, Engländer und Deutsche. Es lagen auch etliche Yachten mit Heimathäfen Wladiwostok, St. Petersburg, London, Boston, Philadelphia usw. in dieser Marina und auch in anderen, wie wir dann später feststellten. Ich wurde beim Ankommer zum Finanzer gekürt. Frisch machen. Bordproviant auffüllen. Laden in Marina hatte bis 22:00 Uhr geöffnet. Liegeplatzgebühren bezahlen…Oha, das war das Teuerste was ich bis dato erlebt hatte – 143 EUR pro Tag.

Dann Essen fassen in der Altstadt. Es tröpfelt ein wenig. Unser Reiseleiter hatte alles im Griff, man kennt ihn überall, auch das Tröpfeln hatte er dann abbestellt. Alle männlichen Crewmitglieder mussten auf Geheiß des Skippers noch eine türkische Rasur über sich ergehen lassen (ich glaube er, unser Skipper, bekommt dort Provision). Alles toll, glatt wie ein Kinderpopo, Haare in Nasen und Ohren entfernt, Nacken- und Gesichtsmassage, feinste Öle und Cremes, Preis: 10 EUR/Rasur  – ok. Das sollte jetzt für eine Woche reichen. Na ja, schaun mer mal. Ab in die Heia, Gutschi ist mein Kojenkamerad für eine Woche. Vorweg  – wir haben uns vertragen!

Sonntag 16.10.22
Ziel: bei Regen türkisches Dampfbad in Fethiye, bei Segelwetter Bucht im Nordwesten bei Ekincik

Am Morgen Topwetter, Wind aus N 2 Bft später auffrischend auf 3  – also Segeln. Nochmal zum Laden, frisches Fladenbrot u.a. Backprodukte holen. Dann Frühstück in der Plicht. Üppig und gut, die Frauen und Helfer hatten sich ins Zeug gelegt, wie an allen Tagen danach auch. Motor an, oh Schreck er springt nicht an. Wir grübeln, gehen alle Bordsysteme durch. Uwe greift zum Mobil, ruft Deutschland an. Ja tatsächlich der Vizeskipper der Vorrunde hatte den Motorhauptschalter auf Off gestellt. Dieser befand sich natürlich auch in der von ihm in der Vorwoche bewohnten Kabine. Einweisungswissen nicht weitergegeben, oder schon vergessen? Motor springt an. Gegen 10:00 Uhr Leinen los. Wir verlassen die Marina und die idyllische Bucht. Bimini weg, Sprayhood weg, Segel hoch, aber zu wenig Wind. Skipper ist stolz auf uns, da wir im Gegensatz zur Vorgängercrew ohne Widerrede den Bimini und die Sprayhood wegnahmen. Segelt sich einfach besser und außerdem schurrte der Großbaum auf dem Bimini, höher konnte man den Baum nicht anschlagen, dann hätte das Groß eine für Segler unerträgliche Form gehabt. Ausgelutschte Flicken. Die „Bolshoy“ ist 2013 in Greifswald offensichtlich nur für die Charterei in südlichen Gefilden gebaut worden. Ziemlich runter aber trotzdem noch gut. Segel hoch, Fock raus. Steht alles nicht so prickelnd. Wir versuchen mehr aus diesen Segeln rauszuholen. Groß bis zum Anschlag, Fockfall lösen wir aus Versehen, wieder hoch, dito bis zum Anschlag, alles steht viel besser. Mehr ist aber nicht drin. Wir haben zwei Elektrowinschen und zwei normale Winschen. Die Fallenstopper sind ausgelutscht, bei Wind würden wir wohl zusätzlich die Winschen nutzen müssen, sowohl für die Fallen als auch für die Schoten. Wir laufen zeitweise mit Motorunterstützung, um in die freie See zu kommen. Sprüche fliegen, wir bewundern die Landschaft, karg und beeindruckend die schroffen Felsen die gewaltige Tiefe unter uns (sehen wir nur auf der Karte), denn die Bordinstrumente funktionieren mit Ausnahme des einen Kartenplotters auf der Steuerbordseite auch nicht. Auf der Backbordseite waren die Instrumente ausgebaut worden. Sparprogramm, kennen wir doch. Kein Windmesser, kein Tiefenmesser, kein Barometer, kein Speedmesser, alles nur auf dem Plotter, nein auch nicht alles. Na ja reicht auch.  Aber in der Seemannschaft muss ich bemängeln, dass einige Crewmitglieder sich mit Sandalen oder Sambalatschen oder Crocs an Bord bewegen. Ich gebe die Lehrmeinung des legendären Deutsch-Amerikaner Dr. Manfred Curry, der schon früh Segelbücher zum Regattasegeln geschrieben hat, viele Erfindungen in Sachen Segeln gemacht hat (Curryklemme, Currybremse u.a.m.) weiter. Selbiger schrieb auch: An Bord ist immer festes Schuhwerk zu tragen, wegen des sicheren Standes und der bestehenden Verletzungsgefahren. Na ja, ich wurde ein wenig belächelt. Ich persönlich habe in meinem Seglerleben schon heftige Verletzungen gesehen, die mit richtigem Schuhwerk hätten vermieden werden können. Nur Tütel, Gutschi und ich trugen fortan an Bord festes Segelschuhwerk. Na ja, wo sollte man hier in der Ägäis, also auf dem Wasser, solches kaufen, wenn nicht dabei? Wir gleiten dahin. Schnell haben wir vom Schiff Besitz ergriffen. Alles fällt ab, die Ruhe, die Entschleunigung stellt sich ein. Es sind viele Yachten unterwegs. Das Wetter spielt mit. Am Tage bis ca. 28 Grad, nachts um die 20 Grad. Das lässt sich aushalten.  Mittagsimbiss, Obst, Schinken aus der Heimat, Hartwürste aus der Heimat, Käse und Fladenbrote aus Türkien u.a.m. Uns geht es gut, nein sehr gut!  Ein Ritual was wir jeden Tag abhalten konnten, da Wind und Wetter es zuließen. Wir beherrschen das Schiff, das registriert der Skipper und  geht runter um den Kurs abzustecken, na ja, wahrscheinlich der Grund, um, wie jeden Ta,g seine wohlverdiente Mittagsruhe zu halten, später kam noch die Vormittagsruhe dazu, und wir mussten segeln mit allem was dazu gehört und die Landschaft der Ägäis genießen. Das taten wir zu Genüge.  Der Wind frischte auf und wir segelten mit ca. 6 kn in Richtung Bucht Ekincik. Uwes Empfehlung war, das teure Restaurant im Ostteil der Bucht aufzusuchen, da ein Erlebnis. Er sollte recht behalten. Immer mehr Yachten segelten bzw. fuhren in die gleiche Richtung. Einige bargen ihre Segel und  motorten. Hatten wohl Angst keinen Liegeplatz abzufassen. Ja, die vielen Katamarane sind nicht gut für die Häfen. Im Hochsommer sicherlich ein massives Problem, denn sichere Ankerplätze können auf Grund der enormen Tiefen auch zum Problem werden. Gegenüber des Ortes Ekincik gibt es eine Marina, die da heißt „My Marina“ mit einer Gaststätte, wie auch Toiletten und Duschen. Auch Baden soll man dort sehr gut können. Die Marina liegt hinter einem hohen Berg der sich schützend in Richtung Osten auftürmt. Wir wurden an eine Mooring gewunken, legten das Schiff fest, Bimini aufbauen, da evtl. Regen zu erwarten ist. Nach 38 zurückgelegten nautischen Meilen genossen wir unseren Ankommer und Sundowner. In der Marina lagen ca. 30 Yachten, dav. mindestens  ein Drittel von Russen gecharterte Yachten, auch wieder mit Heimathafen St. Petersburg. Aber auch Russen aus Berlin und eine Yachtschule aus St. Petersburg, wie wir in Gesprächen in Erfahrung bringen konnten, waren hier unterwegs. Wir reservierten Plätze im hochgelegenen  Restaurant mit einem phantastischen Blick über die Bucht. Essen war top, allerdings nicht ganz billig (wir waren ja vorgewarnt) und eher französische Portionen. Aber lecker und ein toller Service.  Dann begann es zu regnen, heftig, wie im Mittelmeer üblich. Das hieß, der Abstieg vom Restaurant war beschwerlicher als der Aufstieg (schon der hatte es in sich, weil Segler nun mal schlechte Bergsteiger sind) und weil man im Dunklen höllisch aufpassen musste, um nicht auf den Natursteinen auszurutschen. Wir kamen glücklicherweise alle unbeschadet wieder an Bord. Über die Planke und einen Gutenachtschluck. Ab in die Heia. Der Wind nahm zu, es machten sich undefinierbare Geräusche breit. Was war das? Tütel als erster raus aus der Koje, wir wurden gegen unseren Nachbarn, einen Schweizer Katamaran gedrückt, denn der Wind hatte gedreht Richtung Nordwest 4 bis 5 Bft, in Böen mehr, der helle Mond und die dahintreibenden Wolkenfetzen ergeben ein schönes Stimmungsbild. Ich raus, Gutschi raus, Kalli raus – mit vereinten Kräften konnten wir das Schiff auf Abstand bringen und enger an der Mooring vertäuen. Auch die anderen Geräusche machten wir ausfindig, unser Schlitten der Selbstwendefock wanderte in den Böenfronten hin und her, ratsch – ratsch, ratsch – ratsch, ratsch – ratsch. Gerade wieder eingeschlafen ratsch – ratsch, nervig aber durch antüteln, wie Tütel zu sagen pflegt, wurden diese Geräusch dann behoben. Wir kennen es alle, wenn die Fallen an die Masten schlagen, ja ja. Auch von den anderen Booten kommen typische seefahrende unseemännische Geräusche. Die vor Anker auf Legerwall liegenden Yachten schmeißen ihre Motoren an und gehen auf Distanz zum Ufer. Nach diesem Intermezzo schnell wieder in die Koje, weiterschlafen. Es gelingt.

Montag 17.10.22
Ziel: eigentlich Simi (griechische Insel) oder Bucht in Richtung nach Simi, abhängig vom Wind

Sonnenschein, stürmisch Wind aus Nordost 3-5 Bft, kühl. Wir liegen hinter dem Berg im Schatten. Wir beschließen unter Deck zu frühstücken. Danach, da Wind noch heftig Bad im Mittelmeer, herrlich. Der hohe Salzgehalt lässt es zu, einfach auf dem Wasser herumzuliegen. Uwe berichtet von seinen Nachterlebnissen. Sind anders als unsere. Er meint, er wäre nicht aufgestanden, da er den Eindruck hatte, wir hätten die Lage im Griff. Ein weiser Skipper und Reiseführer. Aber er hatte dafür ein Erlebnis besonderer Art. Denn trotz hochgezogener Landgangway hatte es eine Hafenkatze an Bord geschafft und es sich an Uwes Fußende gemütlich gemacht. Irgendwann ist er erwacht…huch was ist das. Zum Glück keine Ratte, denn auch diese Geschöpfe haben wir schon in Marinas gesichtet und eine solche an Bord zu haben ist wahrhaftig nicht prickelnd. Nun ja, es war glücklicherweise eine Hafenkatze, die Uwe dann von Bord brachte, obwohl ihm das kuschelige gefallen hatte, da er im Traum an andere kuschelige Dinge dachte, was naheliegend war.

Gegen 9:30 Uhr Leinen los, als wir freies Wasser haben gehen die Segel hoch guter Wind Nord 3 bis 4 Bft achterlich 6 bis 7 kn. Aber nach ca. einer Stunde schläft der Wind ein. Wir laschen die Segel an, weil der Baum und die Fock sonst hin und her pendeln. Mal auffrischend, mal  abflauend. So richtig kommen wir nicht voran. Gegen 14:00 Uhr Badeplattform runter, das Boot steht, höchstens die Strömung bringt Fahrt in Form von Dahintreiben ins Schiff. Mittagsmahl. Alle baden, natürlich bleiben immer Segler an Bord. Alle haben eine Begebenheit im Kopf, bei der die gesamte Crew auf einmal ein Bad im Mittelmeer genommen hat, keinen Tampen achterraus, keine Badeplattform. Sie sind nicht mehr ins Boot gekommen, man hat später Kratzspuren im Rumpf gefunden, vermutlich von den Fingernägeln. Sie sind alle vermisst. Diesen seemännischen Kardinalfehler sollte ein jeder im Kopfe haben und natürlich vermeiden. Wir baden ausgiebig. Der Wind lässt auf sich warten. Nach dem Kartenstudium  beschließen wir unter Motor in die Blaue Lagune einzulaufen. Blaue Lagunen gibt es überall auf dieser Welt. Warum hatte diese ihren Namen? Ja, von uns Uwe und den 19 Törns davor. Denn in der malerischen Bucht steht ein Hotel, das mal blau getüncht war. Russische Geschäftsleute hatten es erworben und aus dem Familienhotel angeblich ein Haus der Freuden gemacht. Wo zum Teufel sollen an diesem entlegenen Ort die Kunden herkommen?  Heute ist das Hotel weiß, die Anlage ist nicht schlecht, Wasserspaß für Kinder, Badespaß, Schwimmbecken an Land, relativ großer Strand usw. aber jetzt verfällt es.

An anderer Stelle werden dafür Glaspaläste gebaut, die Natur versaut, das können auch die Türken sehr gut. Geld regiert die Welt. Umweltverträglichkeitsgutachten, grüne Initiativen oder etwa sogar grüne Parteien in der Türkei? Ich habe nicht recherchiert. So recht glaube ich nicht, dass es solche gibt, denn ich habe dort schon riesige Monsterbauten und Bettenburgen gesehen, wo selbst die einheimischen Guides  und Dolmetscher meinten, was soll das denn, würden sie hier Urlaub machen wollen. Ne!!! Aber gebaut wurden sie und kleinteilige Ferienhäuser platt gewalzt. Wo habe ich das gesehen, südöstlich von Alanya.

Am 03.11.2022 habe ich mir Mare TV mit einem Bericht über die Costa Blanca (Spanien) angesehen . Dito Hochhäuser den ganzen schönen Strand entlang. Dort wurde dann gesagt, ein Glück Hochhäuser, damit ist der Flächenverbrauch gering und viele kleine Fischerdörfer und andere schöne Küstenabschnitte seien damit verschont worden. Auch eine Sichtweise, Urlaub möchte ich da nicht machen. Wie heißt es schön, die Orte oder Plätze, wo wir am liebsten leben und urlauben würden, machen wir durch unsere Präsenz und Eingriffe kaputt. Ja, der Planet braucht uns nicht, aber wir ihn!

Wir werden an die Stege und Moorings von mehreren Winkern gewunken bzw. angelockt, die offensichtlich die Basis für das Überleben der drei Gaststätten sind am Strand. Wir entschließen uns für den Winker, den wir zuerst registriert hatten. Gute Wahl. Festgemacht an Steg und Mooring. Tagesetmal 16 Nm. Das ist nicht viel, aber bei den Windverhältnissen gut. Ankommer. Wir wollten nach Simi, gelandet sind wir in Çiftlik. Landerkundung. Proviant aufgefrischt, Abendsonne incl. Sonnenuntergang im Felseneinschnitt westlich von uns genießen. Dann ab in die Taverne. Leckere Salate als Vorspeisen. Ich nehme die „Fried Shrimps in Garlicsauce“. Lecker! Lecker! Mit viel Fladenbrot und Knobi. An Bord essen alle schon zum Frühstück Knobi und Zwiebeln, ist wohl besser auszuhalten und obendrein gesund. Beim Bezahlen reservieren wir schon für den Donnerstag, wenn wir, nach jetziger Planung, auf dem Rückweg sind. Der Wirt ist happy! Ich habe jedenfalls kein Crewmitglied  an Bord nach Knobi duftend errochen. Nach Abendbrot Absacker und in die Heia.

Dienstag 18.10.22
Ziel: Simi (Griechenland)

Früh raus. Sonja und ich sind meistens die ersten. So gegen 07:00 Uhr. Die erwachenden Morgen mit ihrer Stille und den Sonnenaufgängen haben es in sich. Ein toller Planet, den wir gerade vergewaltigen. Auch wir haben mit der Flugreise gerade wieder unseren Fußabdruck vergrößert. Ich persönlich stimme in großen Teilen mit Stephen Hawking dem englischen Physiker überein und hoffe doch, dass er nicht recht behalten möge mit seinen Zukunftsszenarien, die zwischenzeitlich aber realistischere Züge annehmen. Duschen, noch einiges frisches einkaufen, Frühstück in der Plicht. Wir unterstützen die Frauen bei den Vorbereitungen und auch beim Abwasch. Sollen wir nicht, meinen die Frauen, machen wir doch sagen die Männer. Es läuft in der Arbeitsteilung top. Alle sollten alles können, dito beim Segeln. Also müssen auch alle „Nichtsegler“ bzw. die Unerfahrenen eine Segeleinweisung und das Steuern und Navigieren über sich ergehen lassen. Da ist unser Käpt‘n, Reiseleiter, Skipper, Frauen- und Katzenversteher sowie Schlafweltmeister gnadenlos. Nur der Kalli darf sich drücken –  deshalb auch kein Bild am Quirl. Ich war auch dabei, aber nicht fotogen genug, wie die Crew meinte. Apropos Schlafweltmeister –  wir glauben er hat den Winterschlaf schon vorgeschlafen  und wird in der Winterzeit sehr nachtaktiv sein oder einfach weiterschlafen. Na ja, machen die Bären ja bekanntlich auch. Nach dem Frühstück und dem üblichen Procedere Bimini weg, Sprayhood weg. Leinen los. Aus der malerischen Bucht auslaufen in Richtung West. Wenig Wind  – West 1 bis 2 Bft. Wir segeln trotzdem. Es sind viele Segler unterwegs, viele motoren. Wir nicht. Irgendwann kräuselt das Wasser im Westen, der Wind frischt auf. Tütel, Gutschi  und ich segeln das Schiff  mit Backbordschoten in Richtung Rhodos, können schon die Speisekarten der Restaurants lesen. Wind frischt weiter auf. Wir können das Tagesziel vermutlich ohne Motorunterstützung erreichen, obwohl der Wind auf Nordwest dreht, weiter auffrischend, ca. 3 bis 4 Bft. Wir kreuzen hart am Wind, haben umgelegt und nehmen Kurs auf Simi. Segeln jetzt immer mit 6 kn, manchmal auch schneller. Das Schiff liegt gut am Wind und lässt sich super steuern. Der Skipper lässt sich mal wieder an Deck sehen und gibt seine Kommentare ab, bzw. weist uns in die Hafenproblematik ein. Ich erzähle meine Storys, wie wir vor Jahren (Reise hatte auch Horst D. organisiert) aus der Türkei kommend in Griechenland anlegten und bitter bezahlt haben. Wir waren nach einem Segeltag am Abend toll in griechischer Taverne im Norden der Insel Chios fast familiär aufgenommen worden. Am nächsten Morgen stand das griechische Militär mit  Mpi‘s im Anschlag vor unseren Schiffen. Wir mussten den Hafen Chios (größter Inselhafen) anlaufen. Einklarieren, Touristenvisum erwerben (obwohl Griechenland im Jahr 2000 dem Schengener Abkommen beigetreten ist), Schiffszulassung für griechische Gewässer erwerben (obwohl wir sie hatten, wurde sie für ungültig erklärt) usw. usw. Das kostete uns letztlich einen Segeltag und 500 EUR aus der Bordkasse. Damit hätten wir eine Woche lang in türkischen Häfen super essen und trinken können.  Schaun mer mal was uns hier erwartet. Ich bin nicht ängstlich, gespannt war ich doch. Wir kreuzen weiter auf müssen zwischen mehreren Inseln hindurchsegeln. Schiff neigt sich, 8,4 kn in der Spitze. Toll, auf den Tischen hält sich nichts mehr, denn sie haben keinen Süll. Erstaunlich die Welle, sie ist wie auf einem Binnensee, da hatte ich das Mittelmeer schon ganz anders erlebt.  Gegen 16: 00 Uhr erreichen wir die Hafeneinfahrt. Wir wollen ankern. Viele Schiffe haben gleich uns diese Bucht in Panormitis mit gleichnamigem Kloster angelaufen. Malerisch und ruhig, hie scheint die Saison in ihren letzten Zügen zu liegen. Es ankern Schiffe mit Besatzungen bzw. auch mit Heimathäfen aus Holland, Frankreich, Großbritannien, USA, Deutschland, u.a.m. in der Bucht. Nur die fünf holländischen Schiffe gehen an die Pier. Eine Gruppe von fünf Familien die Segelunterricht nehmen. In Holland sind Ferien. Anker runter, wir legen 50 m Ankerleine aus. Tagesetmal 35 Nm. Wind flaut ab, geplante Ankerwache wird ausgesetzt, wir stellen uns trotzdem den Wecker und kontrollieren alle Stunde den Anker und die Lage in der Bucht. Ein geschultes Skipperohr sollte hören, wenn der Wind auffrischen sollte, Kontrolle ist besser. Der Amerikaner neben uns kommt aus Boston, dem Schiff sieht man an, dass es den Atlantik überquert hat, an seiner Ausrüstung und am Aussehen. Wir entdecken nur zwei Personen an Bord, Frau und Mann, und einen Kinderwagen. Sie kommunizieren auf dem nicht zu großen Schiff mit Kopfhörern und Mikrofon. Sicherlich auch bei Sturmfahrten, wenn die Worte vom Wind verschluckt werden, von Vorteil. Was sie machen sieht alles sehr professionell aus. Erfahrene Segler.

Erkundungsdinghi nach Probefahrt des Skippers mit Skipper und Tütel an Land geschickt. Auftrag: Erkundung ob und welche Gastronomie offen hat. Wir sehen die Landkundschafter umherirren. Haben sie Erfolg? Wir nehmen ein Bad, das Dinghi kehrt zurück. Der Skipper und Dinghiführer sagt: Und jetzt nicht lachen! Warum? Wir wollten gar nicht lachen, es sei denn, un‘s Uwe erzählt einen Witz. Tut er auch. Denn beim Anlanden stieg der Tütel aus und der Dinghisteuermann wollte selbiges auch machen, da entfernte sich das Dinghi von der Kaimauer, ein Bein an Land, ein Bein im Dinghi. Da der Skipper in seinem jahrzehntelangen Winterübungsprogramm den Spagat vernachlässigt hatte, ging das prompt in die Hose, nein eigentlich ins Wasser und nun hatten wir einen  nassen Skipper. Nein wir lachten nicht, wir bedauerten ihn so sehr, dass er schon misstrauisch wurde, ob das Bedauern, denn wirklich echt sei. Natürlich, beteuerten wir alle wie aus einem Munde. Schade, dass wir das nicht mitverfolgt bzw. gesehen haben! Das hätte sicherlich noch mehr zur Aufheiterung beigetragen.

Eine Gaststätte mit Essen hatte geöffnet.  Ja, der Ort geht wohl in den nächsten Wochen in den Winterurlaub. Landfein gemacht, die Crew wurde mit dem Dinghi übergesetzt. Dazu waren zwei Fahrten nötig. Ich weiß gar nicht mehr, was für ein Typ das war, es hatte einen Festrumpf, war ca. drei m lang, hatte eine 5 PS-Verbrenner dran, insgesamt ähnlich dem, dass mal im WVG-Besitz war und das wegen angeblicher Untauglichkeit vorschnell entsorgt, und mir einige Unwahrheiten erzählt wurden. Eine Geschichte, die in mir einen tiefen Riss zu unserem Verein und einigen handelnden Personen bewirkte. Die Zeit heilt alle Wunden, das sitzt aber so tief, dass meine Zeit dazu wohl nicht mehr reichen wird. Unser „ Bolshoy“ – Dinghi  („Otschen Malenki“ hätte es heißen müssen!) war sage und schreibe für sieben Personen zugelassen! Na ja, mit fünf Erwachsenen schon nicht ohne. Wir mussten also zweimal fahren, um die gesamte Crew überzusetzen. Offensichtlich trafen sich alle in der Bucht liegenden Segler in dieser Gaststätte. Wir bekamen einen Tisch für die gesamte Crew, die Speisekarte hielt nicht mehr alles parat, wegen des baldigen Winterschlafes. Nein nicht der von uns Uwe, der des Ortes natürlich. Speisekarte studiert, Fisch auf Eis konnte ausgesucht werden. Preise nicht ganz ohne. Vorweg wieder Salate und den absoluten griechischen Hammertzatziki. Schmeckte Superlecker. Während des Wartens auf das Essen, ein Raunen bei den Painern. Das gibt es doch nicht! Da traf eine Segelcrew ein, mit Bekannten aus Paine. Die hatten sich Schiff mit Skipper in griechischer Marina gechartert und würden auf keinen Fall türkische Häfen anlaufen. Angst, Respekt. Na ja, die großen gegenwärtigen Feldherren dieser Welt stellen schon einiges ungeheuerliches an und das Fußvolk ist diesen Autokraten offensichtlich schnurz… Sie bewunderten uns ein wenig und würden uns auch nicht verpetzen, dass wir das umgekehrt gemacht hatten.

Wir aßen. Portionen vollkommen überdimensioniert. Eine Portion hätte immer für zwei Personen gereicht. Neben uns nahmen Holländer Platz, kurzer Plausch. Mann und Frau oder Frau und Mann (wegen des Gender Streams)  segelten ihr eigenen Schiff mit Liegeplatz in einer Marina auf der Insel Kos. Kostenpunkt 3000 EUR für ein gesamtes Jahr. Sie sprachen sehr gut deutsch. Warnten uns aber auch, dass wir Probleme bekommen könnten hinsichtlich unseres Trips aus Türkien zu den Griechen. Aber Simi wäre ein absolutes Muss, es wäre der schönste Hafen im Mittelmeer!!! Also Warnung mit Anmache und Appetit holen.

Wir bezahlten, war hier die höchste Rechnung während des gesamten Törns. Alle hatten Fisch gegessen und der hat inzwischen auch deutsche Preiskategorien erreicht. Übersetzen zum Schiff, wir meisterten das. Ein Bord angekommen, o jeh, Tütels Jacke hängt noch über dem Stuhl in der Gaststäte. Also Tütel und Gutschi noch mal zurück. Jacke hing noch da. Absacker, Nacht sternenklar – Gutes Nächtli!

Mittwoch 19.10.22
Ziel: Simi (Inselhauptstadt mit größtem Hafen der Insel)

Ich bin als erster raus (alterssenile Bettflucht), baden, frisch machen, Frühstücksvorbereitungen. Ich registriere, einige neben uns liegenden Yachten mussten schon weit vor dem Aufstehen ausgelaufen sein, denn in der Bucht legen weniger Yachten als am Abend. Sonja ist die nächste. Und so kommen alle an das sonnige Licht des Tages. Wind mau. Vielleicht 1 Bft aus Nordwest. Uwe macht das Dinghi klar, frisches Brot und Eier holen. Ha, wir erkannten sofort, er will den Spagat üben, bzw. wie komme an Kaimauer an Land ohne Spagat. Es gelingt. Brot schmeckte übrigens toll. Endlich mal kein Weißbrot. Eier schmecken überall auf der Welt gleich. Uwe kredenzt uns selbige zum Frühstück als Fried Eggs mit Beilagen (Knobi und Zwiebeln), lässt sich dafür bewundern. Schmeckte auch toll, die idyllische Bucht trug auch dazu bei. Nach dem Frühstück, das übliche Procedere. Dinghi verstauen unter der Plicht. Motor am Heckkorb anlaschen. Plattform hoch, Bimini weg. Gegen 09:00 Anker auf. Aus der der malerischen Bucht mit sehenswertem Kloster unter Motor raus. Segel hoch. Gutschi macht das nun fast alleine, indem er sich und seinen Körper am Großfall einsetzt. Wir ziehen nur die letzten 5 cm mit der Winsch hoch, Elektrowinsch natürlich. Wir müssen erst mal ein paar Meilen nach West, da die Klippen und Inseln nördlich von uns liegend, umschifft werden müssen. Wind um 1 bis 2 Bft aus nördlichen Richtungen. Das gleiche Spiel wie am Vortag, mal auffrischend, dann wieder abflauend. Wir genießen den Tag. Einige nehmen auf dem Sonnendeck Platz, andere segeln und reden dummes Zeug. Skipper nimmt ein Vormittagsnickerchen, wer schläft der sündigt nicht. Recht hat er. Wir genießen das Panorama. Einfach toll. Üblicher Mittagsimbiss. Immer wieder toll von unseren Skipperinnen und Helfern zelebriert. Kurz nach dem Mittag kommt Wind auf, nimmt wie jeden Tag stetig zu. Wir segeln nördlich von Simi, das türkische Festland noch weiter nördlich ist gut zu erkennen auch die größere Stadt. Nördlich von Simi liegt die Insel Nimos. Es gibt auch eine Durchfahrt, unsere Karten sagen nichts Gutes über die Tiefe, deshalb bietet sich diese Abkürzung für revierunkundige nicht an. Außerdem haben wir Zeit und umsegeln die Nordspitze dieser Insel und laufen mit stetig auf-frischendem Wind nach Hals in Richtung West in die Bucht und den Simi-Harbour ein. Gegen 15:30 drehen wir unsere Runde im Hafen. Die Holländer haben uns nicht zu viel versprochen – es ist ein malerischer Ort! Wir beschließen aber nicht im Hafen anzulegen, sondern gehen in der Vorbucht vor Anker. Dem Skipper macht nämlich das Dinghi fahren so richtig Spaß. Uns hat es Spaß zu machen, und das tut es ja auch. Außerdem sparen wir Geld, wenn wir vor Anker liegen und keine Hafenliegegebühren zahlen müssen. Ankommer – 26 Nm zurückgelegt, Frischmacherbad in der Bucht. Panorama genießen. Dann auf zum Bummel in die Stadt. Absolutes Touriziel. Gaststätte an Gaststätte. Schlepper vor jeder, aber nicht aufdringlich, eher dezent einladend. In der ersten Reihe weit teuer als in der zweiten. Wir gehen alle unsere eigenen Wege. Interessanter Ort. Hier lerne ich auch den ersten sprechenden Papierkorb/Abfallbehälter kennen. Ein kleiner Junge wirft etwas hinein, da sagt der Behälter: Thank you for using the litterbox. Tschä…, der Ort ist wirklich sauber, da waren wir von Griechenland schon anderes gewohnt.  Von hier gehen auch die Fähren nach Kos, Rhodos, Tilos. Keine einzige Verbindung in die Türkei, das viel näher an der Insel liegt. Wir durch ein Wunder treffen wir uns alle wieder an und derselben Gasstätte in der zweiten Reihe, sehr viel preiswerter. Vorweg wieder Salate, den legendären Tzatziki und Hauswein. Ich mache den Fehler und weiche erstmals von den Meeresfrüchten ab und nehme Lamm. Das ist leider drög.  Pech. Nach dem Essen noch eine Ouso-Runde und einen türkischen Kaffee oder auch griechischen. Das versteht der Kellner falsch und bedient uns nicht mehr. Wir zur Klärung ins Lokal. Er meinte, wir wollten ihn verar..en. Wollten wir nicht, das Wort türkisch war zu viel. Ok, wir werden wieder bedient und bekommen einen brasilianischen Kaffee, wie die Bedienung betont. Die Bedienung hat eine Kellnerin übernommen. Er traut uns immer noch nicht so recht. Wir zurück zum Schiff. Jetzt steppt der Bär. Alle Gaststätten/Restaurants sind gut besucht. An der Kaikante liegen auch zwei dänische Küstenschutzboote. Die NATO zur Konfliktlösung zwischen den NATO Staaten Griechenland und Türkei?

Wir setzen über, wieder mit zwei Fahrten. Gute Nachtsluck. Ab in die Koje.

Donnerstag 20.10.22
Ziel: Blaue Lagune, die ja eigentlich Weiße heißen müsste (Çiftlik)

Ich wieder als erster raus. Sonne ist hinter großem Berg, es verspricht ein schöner Tag zu werden. Morgenbad in der Bucht. Ein toller Platz in dieser Welt. Ja, ich weiß, davon gibt es viele. Ich sauge die Eindrücke auf und frage mich, warum gibt es neben den wahrscheinlich 90 % vernunftbegabten Menschen, weniger als 10% (oder noch weniger) der friedlichen und lebensbejahenden Menschen mit ihren unergründlichen Machtgelüsten beherrschen wollen. Macht, Macht, Macht, wohin wird das führen? Wir Deutschen sollten doch die Lektion gelernt haben oder haben wir sie partiell schon vergessen?

Die nächste ist wieder Sonja, dann folgen alle anderen. Das übliche Procedere, wir lassen es uns schon zum Frühstück gut gehen und genießen dieses einzigartige Panorama. Nach dem Frühstück abwaschen aufräumen. Das Dinghi hatten wir schon am Abend verstaut, Plattform hoch. Bimini weg, Sprayhood hatten wir nicht aufgestellt. Motor an. Ich soll steuern. Also noch mal eine Abschiedshafenrundfahrt –  malerisch, malerisch. Dann raus in die Bucht, Wind aus Nord mit 2-3 Bft. Segel hoch, wir laufen gut, Kurs ca. 90° auf das türkische Festland zu. Uff, die Erlebnissee, von denen ich (s.o.) anlässlich einer Charterfahrt berichtet hatte, waren glücklicherweise nichts eingetreten, obwohl sich die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei seitdem offensichtlich weiter verschlechtert haben. Vor 100 Jahren wurde der griechisch – türkische Krieg durch die Alliierten mit vielen Ungerechtigkeiten beendet und die wirken noch heute nach. Leider!

Der Wind flaut im Laufe des Vormittags ab, ca. 1 bis 2 Bft. Wir segeln mit nördlichen Winden gen Süd. Segeln aber doch ein wenig raumer, um die Segel nicht laschen zu müssen und außerdem ist mehr Ruhe im Schiff. Mittagsimbiss, lecker wie gehabt, Skipper tritt seine dritte Kartenkontrolle des Tages an. Gegen 13.30 Uhr auffrischende Winde in Böen bis 5 Bft, Fallwinde von den Felsen. Wir laufen jetzt raumschots gen Osten. Teilweise machen wir 8 bis 9 kn. Die kleine Bucht, die wir auf Empfehlung des Skippers anlaufen wollen, verpassen wir, weil Skippers Kartenkontrolle in der Koje doch länger dauert und wir die Meilen nicht zurück segeln wollen. Wie sich später herausstellt , war das gut so, dank unseres sich Ruhe gönnenden weisen Skippers. Wir nähern uns der Blauen Lagune, die jetzt ja die weiße ist und sind verblüfft. Wir zählen mindestens 20  Segelyachten, die das gleiche Ziel haben und es werden immer mehr. Wir passieren das Felsentor zur Bucht und werden schon erwartet. Restaurantchef höchstselbst hebt für uns die Mooringleine hoch, gleicher Liegeplatz. Es wird immer voller, auf den Yachten, die alle um die 40 Fuß aufwärts groß sind, segeln Russen. Sie segeln hier ihre „Russian Sailing Week 2022“ sponsored by Volvo. Ich zähle insgesamt 54 Segelyachten, die an dieser Veranstaltung teilgenommen haben oder teilnehmen. Jeweils mit 8 Crewmitgliedern. Die Regattaleitung hat der  ein Unternehmen, das weltweit Regatten organisiert. Chef ist ein Wiener, dem die Charterfirma bei der Uwe seit 20 Jahren chartert bis vor ein paar Jahren gehört hatte. Uwe kennt ihn. Die Segler aus Russland beherrschen ihr Geschäft. Tollste Segelklamotten. Uns gegenüber am Steg liegt eine Crew des Moskauer physikalisch-technologischen Instituts. Der Skipper nennt sich auf Russisch „Capitano“, wie auf seiner Skipper Jacke steht.  Schlanke hagere Gestalt mit grauem Resthaarschopf, den ein Zopf verziert. Die Regatta hat hier offensichtlich ihren Endpunkt erreicht, Siegerehrung und Fѐte. Boote haben Namen wie „Pobeda“ oder „Baba Yaga“.

Ankommer – nach 26 Nm. Die Crew geht an Land, ich sitze im Cockpit und hänge meinen Gedanken nach. Bei der Fѐte steppt der Bär, der russische Bär. Für mich widersprüchlich. 1500 km nordöstlich tobt ein bestialischer sinnloser Krieg, dem auf beiden Seiten junge Menschen zum Opfer fallen, die ihr Leben noch vor sich gehabt hätten, wie auch viele unschuldige Alte, Junge, Säuglinge, Mütter, Väter  ihr Leben lassen müssen. Welche Humanressourcen werden da vernichtet! Dazu noch sie sinnlose Zerstörung der Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser, Kunstwerke. Welcher Hass wird für die Zukunft gesät?! Eigentlich unerträglich und hier wird gefeiert. Wir machen im Grunde ja auch nichts anderes, was geht das uns an?!  Mir fällt das Lied von Pete Seeger ein: Where Have All the Flowers Gone, das mit der Sängerin Marlene Dietrich wohl zum populärsten Antikriegslied der Welt avancierte. In die Nachdenklichkeit mischt sich Traurigkeit. Wie ohnmächtig ist man eigentlich?! Fragen, Fragen, Fragen…..

Crew kommt zurück. Marschbefehl Gaststätte wird ausgegeben. Wir bestellen wieder Salate usw. Ich kehre zu den Meeresfrüchten mit noch mehr Garlic zurück. Tolles Essen, preiswert. Ich habe mich in einige Entfernung zu Uwe gesetzt, denn am Dienstagabend saßen wir uns gegenüber.  Irgendwann klatschten wir uns ab und dabei fiel ein Rotweinglas (leider voll) um, und landete  in Uwes Schoß (war natürlich Schiet, aber besser als in meinen). Sowohl Polohemd als auch Hose waren Rotweingetränkt. Arbeit für Sonja. Meisterte sie vorzüglich schon am nächsten Abend wurde dann ja die gleiche Hose bekanntlich nochmal beim Anlegen gewaschen. Oder hatte das nichts mit dem Spagat zu tun? War Uwe etwa unzufrieden mit Sonjas Waschkünsten? Na ja, Rechnung bezahlen, Abschied nehmen vom Chef des Restaurants und seinen Leuten. Flink, fleißig, zuvorkommend, einfach toll! Ab zum Schiff, Planke hochbinden (wegen evtl. ungebetenen Besuchern – aber das wuschelig flauschige soll dem Skipper gefallen haben…). Féte  läuft an Land, in anderer Gaststätte Hochzeit. Absacker ab in die Koje, trotz der lauten Musik und der zwei Féten bin ich ziemlich schnell im Traumland. Gute Nacht!

Freitag 21.10.22
Ziel: Marmaris (Endstation der Reise)

Erwachen, traumhafter Morgen, in der Lagune ist Ruhe eingekehrt. Ich versuche den malerischen Sonnenaufgang auf den Chip zu bannen. Es ist gelungen, s. Bild. Die Segler liegen zum Teil in ihre Schlafsäcke eingerollt an Deck. Ich gehe Duschen, langsam erwacht das Leben auf allen Yachten. Zurück zum Schiff. Die anderen sind auch erwacht, gehen Duschen oder nehmen ein Bad. Zurück zum Schiff, das übliche Procedere zur Frühstücksvorbereitung. Ich werde nochmal losgeschickt, denn wir hatten abends im Restaurant für  nächsten Tag noch Gemüse, frische Fladenbrote, Frischkäse und Eier geordert. Denn unsere Vorräte waren einfach verbraucht. Hole ich alles kurz vor 08:00 Uhr ab. Dieses Mal mache ich mich daran, hatte mich ja angeboten, Spiegeleier mit Zwiebeln und Knobi, Paprika usw. zu braten. Gar nicht so einfach mit der mittelgroßen einzigen Pfanne an Bord. Aber es gelingt. Das mache ich dann zwei Mal hintereinander. Wundervolles Abschiedsfrühstück in traumhafter Kulisse!

In den umliegenden Yachten werden Vorbereitungen  zum Ablegen getroffen.  Die Schiffe müssen vermutlich heute alle abgegeben werden. Die Steganlagen waren eng gepackt, dazu in Päckchen und sogar vor und hintereinander an den Moorings. Auflandiger Wind hätte wohl nicht in Bucht wehen dürfen, dann hätte das wohl nicht funktioniert. Na, ja der Langzeitwetterbericht sagt aus, dass in diesem Teil der ägäischen See die Winde und das Wetter genauso waren, wie auf dem Skippermaterial ausgewiesen. Nordwestliche schwach bis mäßige Winde, keine Wetterkapriolen, sonnig und warm. Also Winde aus östlichen oder südöstlichen Richtungen waren im Normalfall eigentlich ausgeschlossen. Funktionierte also, ist aber keine Gesetzmäßigkeit, Wetter ist Wetter. Wir mussten auch ein wenig beim Ablegen der anderen aufpassen, gaben Hilfestellungen mit Fendern und Abdrücken, wie unter Seglern üblich. Irgendwann trollten wir uns auch aus der Bucht. Den Bimini hatten wir gar nicht aufgebaut, mussten wir also auch nicht abbauen. Wir motorten uns frei. Segel hoch, ab in Richtung Ost und dann nach Nord. An einer kleinen Bucht wird der Anker ausgebracht. Abschiedsbad für alle. Herrlich dieses Salzwasser. Wir stellten fest, dass das Schiff unter Anker nicht festlag und starteten den Motor, Anker hoch, vom Ufer frei und die noch Badenden einsammeln. Ging alles gut. Dann ab in Richtung Setur Netsel Marmaris Marina. Marmaris ist schon weitem im Norden zu erkenn. Die Stadt hat 100.000 Einwohner und ist eine Touristenhochburg. Wir nähern uns der Marina. In der Bucht herrscht reges Treiben – Segelschulen, Segler, Surfer, Gleitdrachen usw. Viele Segler laufen die Marina an und alle müssen zur Tankstelle. Es geht dort gemächlich voran, Einheimische oder Boote, die Dienst machen, gehen vor. Logisch: Wir warten so ca. 1 Stunde bevor wir dran sind. In dem kleinen Hafenbecken ist das manövrieren nicht so einfach. Bei mehr Wind sicher sogar problematisch. Irgendwann sind wir voll. Ich zahle in bar. Scheinbar ungewöhnlich aber sehr willkommen. Das ruft einen Kollegen auf den Plan. Der da kommt und Geld in Empfang nimmt, wechselt und siehe da der Tankwart bekommt die Lira, der Kollege die Euronen. Euro sind hier sehr willkommen!!! Es ist eine Riesenmarina, geschätzt 1000 Liegeplätze. Aber hier gehen Marina, Werften usw. ineinander über. Grenzen sind nicht auszumachen, können also auch mehr sein. Wir suchen unseren Liegeplatz, finden ihn, Rib begleitet uns. Uwe manövriert das Schiff durch das enge Fahrwasser mit sehr engen Liegeplätzen und legt gekonnt achtern an. Man merkt, dass das Personal anerkennend Respekt zollt, kann nicht jeder so! Ja der Uwe, der kann das hat er 20 Jahre lang geübt und übt es in der Heimat fast jeden Tag mit der „Nigehörn“. Ja, ich weiß, im Winter natürlich nicht. Aber zukünftig vielleicht doch, wenn wir im Winter demnächst auch 20 ° C haben können wir durchsegeln. Im Sommer müssen wir dann aber nach Spitzbergen, weil es bei uns zu heiß wird.

Ankommer, nach letzten 15 und gesamt gesegelten 155 Nm. Frisch machen. Klamotten packen. Danach ist Plichtsitzen angesagt mit Hafenkino gucken. Skipper ist abgetaucht, bereitet sich auf Heímreise oder den Abend vor. Vorher müssen wir noch einiges in der Marina beim Vercharterer löhnen. Ich schaue so ins Treiben, da geht neben mir ein Taucher unters Schiff, ja unser Schiff. Nein natürlich nicht unser, aber doch unser, aber Charterschiff. Unangekündigt. Sie kommen raus mit zwei zerbrochenen Propellern des Bugstrahlruders. Sagen aber nichts. Als der Skipper wieder unter uns weilt erzählen wir ihm dieses Ereignis. Ok, wir gehen zum Abrechnen. Rechnung wird uns präsentiert, für die zwei Wegbringer oder Zubringertaxen  Flughafen. Marina, Marina Flughafen. Round about 500 Euronen. Sie wollen nur Cash, Euronen oder Dollar. Dann eröffnet uns die Inhaberin, dass wir die Propeller kaputtgemacht hätten. Ich wittere Unrat, weil wir das von anderen Chartertörns kennen und springe gleich an, nee, das war mir zu zielgerichtet, denn wir hatten nichts bemerkt und meistens das Strahlruder nicht in Betrieb, da uns Uwe das Anlegen auch so beherrschte. Daraus entspann sich ein nicht so netter Dialog, aber wir brauchten nichts bezahlen für den Schaden. Uwe war tief getroffen, da er dort schon 20 Jahre hintereinander gechartert hatte und nun sowas. Das ging sichtlich an seine Ehre, noch heute grollt er, denn wenn er etwas kaputt machen würde, würde er das immer bei der Übergabe des Schiffes angeben. Das trübte die tolle Woche und die Stimmung, für Uwe und Sonja 14 Tage, etwas ein. Wir trollten uns missgestimmt, was man uns auch ansah. Ok, abhaken (geht aber nicht so einfach, kenne ich). Nun stand die Frage, ob Uwe lieber der Held von Lychen sein will (ist an anderer Stelle niedergeschrieben und begründet worden), oder doch eher in die Geschichte als Propeller- oder Flunken-Uwe von Marmaris eingehen will? Strafender Blick des Skippers, soll wohl heißen, der Held ist mir lieber! Abmarschbereit, wir wollen in das Abendleben von Marmaris eintauchen. Langer Fußweg, nicht so des Seglers und schon gar nicht des Skippers Sache. Aber er war unser Reiseführer und kennt Marmaris wie seine Westentasche. Er ist ja schon mindestens 40 mal!!! Hier gewesen. Auf dem Spaziergang immer der Kaikante entlang bestaunen wir die Segel -und Motoryachten. Auf dieser Welt muss es so unendlich viel Geld geben, dass wir eigentlich wohl keinen verhungern lassen müssten. Tolle Schiffe, groß, größer, am größten und sogar Betrieb auf den Yachten. Gepflegte, weniger gepflegte aber die meisten waren tollaufgepeppte und polierte Schiffe (auf dem Bild eher eine kleine Yacht, die großen habe ich nicht aufs Bild bekommen) aus aller Herren Länder. Da lag der Amerikaner neben dem Russen, der Kanadier neben dem Polen, der deutsche neben dem Engländer usw. Alle genossen scheinbar friedliebend den Abend. Wir auch. Die Geschäfte hatten alle bis 22:00 Uhr oder länger auf. Zu kaufen gab es auch alles. Auffallend war, dass nur wenige türkische Frauen und Mädchen verhüllt waren, da gibt es in Güstrow mehr. Alle modern europäisch gekleidet. Wir erweiterten beim Sightseeing  unseren Horizont und ließen uns von einem Schlepper, dem vermeintlichen Besitzer des Restaurants, bezirzen und kehrten ein. Acht Personen – ja – ok.  Schnell wurden die Tische zusammengerückt. Hauswein, Vorspeisen, tolle Salate, Hauptspeisen, quer Beet, ich landete wie andere auch, wieder beim Seafood. Steaks und Schnitzel, Kottelets und Wiener Würstchen kann man ja auch zu Hause essen. Hatten sie auch nicht im Angebot. Kurz nachdem wir unsere Plätze besetzt hatten, war die Kneipe rappeldicke voll, fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Deutsche, Russen, Engländer, Amerikaner, Holländer usw. Einer unserer Kellner bot, wie die anderen auch, tollen Service, aber er sprach einige Sprachen fließend, oder wenigstens ziemlich fließend. Also englisch und russisch auf jeden Fall, nur deutsch nicht. Müsste er noch lernen, wie er meinte. Essen war toll und preiswert.  Wir zahlen und machen uns auf die Suche nach einem Barbier. Eine Abschiedsrasur musste sein. Bis auf Kalli ließen wir uns noch mal einen Kinderpopo im Antlitz verpassen.  Davon hatten ja nur Sonja und Mon‘sche direkt etwas. Gutschi und ich waren schon wieder stachlig bei der Ankunft zu Hause. Der Barbier von Fethiye war aber eindeutig besser, nein um Längen besser. Also, wenn man in demnächst in Türkien weilen sollte, dann unbedingt den Barbier von Fethiye aufsuchen. Der Uwe sichtete noch einen Segelladen und deckte sich noch mit neuen Segel- und Freizeitklamotten ein. Wir staunten, denn der Laden war teurer als in Deutschland. Uwe meinte, zu Hause hätte er keine Gelegenheit. Schick sah er jetzt aus unser Skipper. Natürlich war er vorher auch schon schick, eigentlich ist er ja immer schick, aber jetzt konnte ihm keiner von uns Paroli bieten. Nachhauseweg, die gefühlten 50 oder mehr Restaurants sind fast alle zu 100 % besetzt. Die Strandmeile ist in ein Lichtermeer getaucht. Irgendwo erwerben wir noch ein Gebinde mit kleinen Wasserflaschen für die morgige Fahrt. Zwei Diskotheken direkt gegenüber werben mit lautester und aber natürlich unterschiedlicher Musik um Gäste, hier und da werden Wasserpfeifen geraucht. Kann man ja auch bei uns bald oder schon längst? Entzieht sich meiner Kenntnis. Wir bestaunen wieder die Glitzeryachten und bewundern die Angebote. Hier gibt es alles, hier kann man alles, hier darf man scheinbar alles??? Nein sicherlich nicht, man muss nur bezahlen können und das am Besten in Euro und  Dollar. Wir erreichen das Schiff. Die kaputten Propeller des Bugstrahlruders liegen noch vor unserem Schiff, Gutschi stellt sie sicher, denn Uwe will ein Labor bemühen bzw. auch mit dem Hersteller Hanse Yachts in Greifswald sprechen. Von beiden Propellern waren je drei Flunken abgerochen. Das wirft Fragen auf, Materialfehler, Sollbruchstellen und und und…. Wir sind gespannt was dabei rauskommt. Irgendein weiser Mensch hatte noch einen Restschluck versteckt und so konnten wir doch noch Abschied nehmen von einer schönen entspannungsreichen Segeltour in der Ägäis. In der Ferne steppt der Bär. Wir kriechen in die Koje. Guts Nächtli!

Sonnabend 22.10.22
Ziel via Izmir – Berlin – Neustrelitz – Teterow – Güstrow

04:30 Uhr klingelt der Wecker. Raus aus der Koje. Erleichtern, frisch machen, Klamotten vom Schiff. Was, das war alles an Bord??? Zu allem Überfluss haut sich Gutschi beim Hochsteigen gegen  das Schloss des halbaufgezogenen Lukendeckels ein Loch in den Kopf. Schwer zu stillende Wunde. Tempos auf die Wunde, Druckverband mit eigener Hand, Kopf schmerzt, echt shit. Aber un‘s Gutschi ist ja bekanntlich hart im Nehmen.  Pünktlich um 5:20 Uhr (10 min vor der Zeit) kommt das Großraumtaxi, wir verstauen alles, suchen uns ein Plätzchen und ab geht es in Richtung Izmir. Wir setzen unseren unterbrochenen Schlaf fort. Kurz vor Izmir alle wieder wach. Wir sind nur 3 ½ Stunden gefahren. Von Marmaris ist es etwas kürzer und unmittelbar am Yachthafen beginnt schon die Autobahn. Es gibt in der Nähe aber noch den Dalaman Airport (4 bis 5 Mill. Passagiere /a.), zu dem an unseren Chartertagen keine Flüge angeboten wurden. Na ja, eine Shuttlefahrt durch die Türkei mit Stopp an einheimischer Raststätte macht man /frau (ihr wisst schon, wichtig – wegen des Genderns) auch nicht jeden Tag. Ein Glück waren die Temperaturen bei den Fahrten erträglich. Ankunft am Flughafen. Wir haben reichlich Zeit. In aller Ruhe durch die Kontrollen, die schon unmittelbar bei Betreten der Gebäude beginnen. Einchecken. Seesäcke abgeben. Shoppen, bummeln, Essen fassen. Unser Flug geht ab Izmir 11:40 Uhr, Ankunft in Berlin 13:40 Uhr. Im Flieger weiter dahindöseln. Meinen Kindle habe ich umsonst mitgenommen, nicht einmal aufgeklappt. Es verläuft alles pünktlich. Flieger setzt auf, wieder in der Heimat. Immer wieder ein schönes Gefühl. Grenzkontrolle. Kofferkarussell. Gleich sitzen wir im Bus gen Norden. Das Karussell dreht sich nicht. Wir warten geschlagene zwei Stunden auf unsere Koffer. Passagiere aus Hurghada, deren Flieger schon um 13:00 Uhr gelandet war, hatten noch nicht ihre Koffer, als wir unsere dann endlich hatten. Coronakrise hin oder her. Man hat für vieles Verständnis aber dafür nicht! Es kommt das Gefühl auf, dass dieses Kofferkarussell symptomatisch ist für den Lauf der Dinge in Deutschland. Langsam, zu langsam, zögerlich, keine Entscheidungsfreude, wenn, dann sehr bedenklich, abwägend, prüfend, unzuständig usw. und sofort. Deutschland im Schlaraffenland? oder auf dem absteigenden Ast. Arbeit scheint nicht mehr lohnenswert, sonst würde sich das Karussell wohl eher gedreht haben. Wir kommen gerade aus einem Land, da muss die Mehrzahl der Menschen arbeiten um jeden Preis, sonst haben sie nichts am Ende des Tages. Aber es sind schon andere große Kulturnationen über den Jordan gegangen, warum sollten wir nicht auch mal dran sein. Kein Pessimismus – nein ich glaube an die Vernunft der Vernünftigen. Reicht das? Wohl kaum, wir werden alle Verzicht üben müssen im Sinne von Gewinn! Unsere Taschen haben wir dann gegen 16:00 Uhr vom Band geklaubt. Guido rollt mit Tütels oder Mon’sches Bus oder umgekehrt vor. Wir verstauen unser Gepäck. Guido reicht uns erst mal ein Willkommensbier. Herrlich! Efes (türkisches Bier) war nicht schlecht, aber mit Verlaub, deutsches Bier ist besser. Na ja, sicherlich nur Einbildung. Zwischenstopp bei Guido, willkommen auch durch Christel. Katja schlägt auf, will ihren Gutschi abholen, trösten und pflegen. Hat auch Willkommensgetränk dabei. Ich merke noch rechtzeitig, dass ich noch Auto fahren muss. Das Getränk müssen die Leute der fahrenden Zunft also leider ausschlagen. Wird nachgeholt, versprochen. Verabschiedung, tolle Betreuung durch Guido und Familie – 1000 Dank!!! Wir fahren dann in Richtung Neustrelitz los, um dort unseren weisen Skipper und Sonja abzuladen. Ca. 2 Stunden Autofahrt liegen vor uns. Es wird dunkel und nebelig. Auf der Fahrt werten wir den Törn und die Reise aus, ich soll ein Reisetagebuch schreiben. Mache ich gerade, und natürlich gerne. Habe ich vom Aufwand her echt unterschätzt. Wir erreichen Neustrelitz. Laden Skipper und Sonja aus. Verabschieden uns. Carsten, der Sohn von Uwe hat Geburtstag, da will uns Uwe noch hin. Wollte uns überreden mitzukommen. Das ist uns dann doch zu viel. Uns Uwe ist halt ein Turniertyp, wie Klippe immer sagte, – jetzt wissen wir warum er während des Törns so unendlich viel Kartenarbeit  (oder Kojenarbeit) gemacht hat. Eine weitere gute Stunde Fahrt liegen bis Teterow vor uns. Ab und zu Nebel, aber es geht. Ankunft in Teterow kurz vor 21 Uhr. Wieder Taschen umladen, Abschied nehmen von Mon‘sche und Tütel. Danke usw. Fahrt nach Güstrow. Dort komme ich um 21:30 Uhr an. Werde, wie immer, herzlich von meiner lieben Frau begrüßt. Klamotten ausladen, Reisetasche leer machen. Wäschekorb füllen. Was gibt es neues in der Heimat? Einige Anekdoten und Reiseerlebnisse erzählen. Immer wieder schön zu Hause zu sein! Ab in die Heia und vom nächsten Segeltörn träumen.

Goode Wind!
Carsten