von Carsten
Die Deutsche Meisterschaft der Kutter K10 fand in diesem Jahr wieder auf dem Supersegelrevier Krumminer Wiek, ausgerichtet von Seesportclub Anklam und dem Kuttersegelclub „Blau Weiß“ Wolgast vom 13. bis 15.September statt.
Am Start waren sage und schreibe 38 Kutterbesatzungen aus ganz Deutschland (Da müssen wohl einige ihr Startgeld nicht bezahlt haben, denn es waren 40 Kutter vor Ort). Sicherlich eine Herausforderung für die Veranstalter. Vorweg: Das meisterten sie in gewohnter professioneller Manier. Ausgeschrieben waren neun Wettfahrten.
Hansi, Gutschi und ich bildeten die Vorhut und wir trudelten bereits am 12.09.24 in Krummin bis ca. 13:00 Uhr ein. Das war wichtig, denn um 12:45 Uhr wird die Peene Brücke Wolgast für die Schifffahrt geöffnet und dann steht man in einer Autoschlange vor der Sonneninsel. Ich war der letzte der Vorhut, der Kutter schwamm schon und die beiden Vorsprüngler waren beim Verzehr einer Scholle, nein, natürlich jeder eine. Sie meinten es wären Winzlinge zu tollen Preisen im Naturrestaurant im Naturhafen Krummin. Ein tolles Fleckchen Erde! Ja und weil das so ist, muss heute auch die Lage und die frische saubere Luft sowie der Blick mitbezahlt werden. Ich wäre für eine Luft– und Viewsteuer, werde ich mal der Ampel mitteilen, sozusagen für die Deckung der Rente in den nächsten Jahren, vielleicht wird da ja was draus. Tut dann auch mir gut ! – darf dann nur nicht an die Küste fahren und speisen wollen, dann finanziere ich meine eventuelle Rentenerhöhung möglicherweise selbst. Tolle Aussichten.
Danach riggen wir den Kutter mit neuer Genua auf. Pö a pö treffen die anderen Crewmitglieder ein. Nachdem wir den Kutter aufgetakelt haben, widmen wir uns der Einrichtung des Zeltplatzes, den Hansi der Allrounder: Vorhütler, Segelfernbeobachter und Trimmer, Transporteur, Stakeholder, Trimmer, Kritiker (nur positiv natürlich), Helfer in allen Lebenslagen, Bootsbauer, Kuttersachverständiger, Beschlagbauer, Denker u.v.m. (da ließe sich noch viel aufzählen), dieses Mal als Stakeholder schon abgesteckt hatte, denn es würde eng werden. Wurde es aber nicht, denn Kuddel hatte noch einen zweiten Zeltplatz bei dem Unternehmen „Usedom-Wild“ organisiert, der auch ganz toll sein sollte. Gesehen haben wir ihn nicht, da verlassen wir uns voll und ganz auf die Aussagen anderer.
Die „7 Seas“ takelt neben uns auf und macht noch einen Trainingsschlag, wollten wir auch erst machen, aber die Crew ist nicht komplett. Das machen sie am nächsten Morgen noch mal und das sollte sich auszahlen.
Anmeldung. Startgeld löhnen (120 EUR), Frühstücksmarken erwerben. Zehn Euronen pro Mahlzeit. Angerichtet von der Hafengaststätte „Naturhafen Krummin“. Da nehmen sich die Frühstückskosten von 9 EUR vom „Silbernen Beil“ in Güstrow, angerichtet von Ehrenamtlern, ausgesprochen teuer aus. Das Essen war gleichwertig.
Gegen 18:00 Uhr schmeißen wir den Grill an. Irgendwie kommen wir dabei auf die Crew zu sprechen. Am vergangenen Wochenende waren wir uns einig, nachdem Walter Bedenken angemeldet hatte, da er nach zwei Wochen hochverdientem Urlaub seine Backstube für die Stammkunden wieder öffnen müsste, da diese aus Verweigerung von Bäckerbrötchen aus dem Supermarkt schon halb verhungert wären. Wir als Crew bestanden darauf, dass Walter die Bäckerei schließt, es also am Sonnabend in Teterow keine Walter Peterß – Brötchen geben würde, und weiter gehungert werden müsste. Wir kannten da kein Pardon, schließlich segeln wir hier die Deutschen Meisterschaft. Irgendwie wurde diese Verabredung gekippt und Monsche sollte Walters Platz am Freitag übernehmen. Angesichts der Windvoraussagen kamen uns doch Bedenken. Hilferuf in die WhatsApp Gruppe. Alle vergeben und verhindert. Uwe fährt die „Niege Hörn“ als Startschiff bei der Deutschen Meisterschaft der O-Jollen in Röbel. Er meldet sich: „Soll ich kommen?“. Er meint natürlich Erscheinen. Frage zurück: „Meinst du das ernst?“,. „Ja, wenn ihr mich braucht und ich hier den Ersatz klären kann, dann bin ich morgen da“. „Ja wir brauchen dich!“. Uwe sagt zu. Super!!! Nichts gegen Monsche, denn letztlich war sie in Ueckermünde bei Schwachwinden für den erkrankten Volker eingesprungen, und hat ihre Sache gut gemacht. Aber bei den angesagten Winden hätten wir wohl doch etwas mehr trainieren müssen. Alle sind nach der Zusage etwas beruhigter, jetzt müssen wir gefühlt 50 Grillwürste von Volker und Gutschi essen. Wir langen zu und essen über den Durst hinaus. Das war mehr als Bettschwere. Na ja, sozusagen Windvorbereitung. Eh du Depp – Hier geht es nicht um Darmwinde, es geht um den Wind, den die Wetterexperten für die nächsten Tage angesagt haben. 4 bis 6 Bft in Böen mehr. Heia, der Quek schaukelt des Nachts, vom Wind natürlich, du Depp.
Am nächsten Morgen Spaziergang zum Hafen, Duschen in dem 5-Sterne Sanitärtrakt bei Musik von Rod Stewart ……Sailing … und andere Songs. Zurück zum Basislager, dann wieder in den Hafen zum Frühstück.
Es waren Winde um 4 – 6 Bft, in Böen auch darüber, angesagt. Eröffnung, Kurs ist Sperrzone versehen. Neu, die Absicht ist klar, Umsetzung gestaltet sich bei diesen Winden schwer. Uwe trifft ein, wir sind beruhigt.
Am ersten Wettfahrttag (Freitag 13.09.24) waren zwei Wettfahrten angesagt. Der erste Start sollte um 14:00 Uhr sein. Der Kurs war bereits ausgelegt, nur das Startschiff kam nicht fest. Das gelang erst nach mehreren zeitraubenden Versuchen. Wahrscheinlich war die Ankerleine zu kurz, vielleicht hätte man auch auf Grund der angesagten Winde einen zweiten Anker mitführen müssen. Wir fuhren also gefühlt 1 bis zwei Stunden in Höhe der Startlinie auf und ab. Irgendwann kam das Startschiff dann fest. Aber auch die Sperrzonen hatten so ihre Tücken, denn wenn die Startlinie nicht exakt liegt, nützen die Sperrzonen nicht viel, jedenfalls nicht in luv.
1.Wettfahrt wird dann mit ca. 1,5 Stunden Verspätung gestartet. Wind ca. 4 Bft aus nördlichen Richtungen, in Böen erheblich mehr, manchmal weit mehr. Wir segeln zwei Up and Downs. Toller Kurs. Wir sind uns einig: Luvstart, da rechtsdrehende Winde angesagt waren. Also Luvstart. Nach Stb raus. Grottig! Aber wir sind schnell, wie wir an unserer Geschwindigkeit und Mitkonkurrenten merken. Das gibt trotz momentan nicht so guter Platzierung Selbstvertrauen. Erster an der BM 1 „7 Seas“. Wir kommen dort als elfter oder so an. Auf dem Achterlichen holen wir schon auf. Dann am Gate Bb-BM und wieder rechts raus, was sonst, denn die vorne liegenden segeln vom StB-BM des Gates auf Bb-Schlag in Richtung Ufer. Dieses Mal haben wir mehr Glück, vermutlich auch freiere Winde und fahren uns auf Platz vier vor. Auf der Achterlichen Strecke frischt der Wind stürmisch auf, das Segeln macht richtig Spaß, die Crew funktioniert, die „Teamwork“ marschiert, den Platz halten wir auch bis in das Ziel. 1.“7 Seas“; 2. „Ösfass“; 3. „Moby Dick“. Hinter uns die „Cutty Sark“ auf Platz 5. Ein Glück kein misslungener Auftakt. Hansi, der auf der Leebarkasse saß, soll schon sehr kritisch geguckt haben. Aber die auffrischenden Winde führen auch zur Kenterung eines Kutters. Die Motorboote sind nicht stark genug, um den Kutter aufzurichten. Es dauert und dauert, der gekenterte Kutter treibt in Richtung Gate. Irgendwann wird signalisiert der Wettfahrtleiter Nordpol über Alpha, nicht korrekt, aber wir haben verstanden: Heute keine Wettfahrt mehr. Ok, schade um die verschenkte Zeit, schade um die schönen Segelwinde. Hoffentlich rächt sich das nicht. Vorweg: Es rächte sich. Das Startschiff schleppt den gekenterten Kutter ab. Rigg und vieles andere ist im Eimer. Shit! So geht der erste Segeltag zu Ende. Walter trifft ein. Mit Nonnefötzchen und Brot. Für morgen ist noch mehr Wind angesagt, da kommen die Fötzchen gerade richtig. Später am Abend Reste essen. Es ist noch reichlich vom Vortag vorhanden, Wind auch, das dämpft den Getränkekonsum, die Temperaturen auch.
Wir wollen auf Grund der auffrischenden Winde Uwe an Bord halten. Er telefoniert mit Röbel, sein Ersatz kann ihn am Sonnabend nicht auf der Müritz vertreten. Uwe muss von Bord. Man merkt ihm an, dass ihm das schwer fällt, aber auf zwei Hochzeiten kann man bekanntlich nicht tanzen. Uns Uwe hat uns ja ohnehin schon mächtig aus der Patsche geholfen. Danke! Wat nu? Da erreicht uns die Kunde, dass die Cottbusser einen schweren Schaden an ihrem Kutter „Wikan“ haben und nicht mehr starten können. Also hin zu der Crew: „Wer könnte und würde von euch gerne mit uns segeln?“. Rene‘ Barnowski meldet sich sofort. Ich! Ok, ab morgen bist du also herzlich aufgenommen in der Teamworkcrew. Entscheidung war goldrichtig, wie sich noch zeigen sollte. Irgendwann Heia. Der Quek schaukelt mich wieder in den Schlaf. A-kalt ist es auch noch. Unser Camp liegt genau in der Einwehschneise des Windes, wir sind der Windschutz fürs gesamte Kuttertlager. Das wird man uns wohl danken.
Zweiter Wettkampftag Sonnabend 14.09.24. Wieder früh raus. 5 – Sterne Dusche, gute Musik, pottenwarm. Ergo, hier könnte man glatt zum Warmduscher werden. Duschen ist im Startgeld von 120 Euronen enthalten. Gut so. Es gibt bei den Kuttern viele Frühaufsteher. Waren auch jüngere dabei, also offensichtlich keine senilen Bettflüchter und auch keine Work-Life-Balancer (10:00 Uhr aus der Heia, um 13:00 Uhr zur Arbeit und um 16:00 Uhr Feierabend oder wie war das…).
Start war um 11:00 Uhr geplant. Drei Wettfahrten. Wird ein sportlicher Tag. Nach dem Frühstück fachsimpeln …Starten ja, nein, Prognosen werden von allen WetterAppAnbietern gecheckt. Wettermodelle gleichen sich. Mittags leicht abnehmend, dann evtl. Start möglich. Wir ärgern uns alle ob des verschenkten Freitags. Es waren eh fast alle vorher angereist, also sollte man den Freitag zur festen Größe machen und auch um 11:00 Uhr den 1. Start ansetzen…Wir vertreiben uns die Zeit, in großer sonniger immer größer werdenden Runde mit Späßen, Anekdoten, Witzen, Erinnerungen und ja, es werden neue Spiele erfunden. Mal sehen, ob die Umsetzung klappt. Das Warten treibt so seine Blüten, es macht Spaß, die Lachmuskeln werden trainiert. Hurra es geht dann um 14:00 Uhr los. Wir takeln noch um, weil der Altmeister uns gerügt hat, dass wir die neue Genua verheizen. Verheizen, nein eher versegeln. Also alte Genua hoch, die neue zog nach unserem Empfinden sehr gut, aber wir verstehen Hans-Werners Bedenken. Denn wer weiß, ob wir uns bei den zukünftigen Preis- und Arbeitskosten-entwicklungen eine neue Genua noch leisten können…vielleicht erst in 20 Jahren, wenn wir den eingeschlagenen Weg zum Kommunismus vollendet haben, aber dann gibt es vielleicht kein Segeltuch mehr…kennen wir doch. Mi grugt all jetzt…!
Arbeitsmontur an, wir fahren raus. Kurs wie am Vortag, Wind hat vermeintlich abgenommen, fühlbar nicht wirklich.
Start zur 2. Wettfahrt so gegen 14:00 Uhr. Dieses Mal ist das Startschiff fest. Ich hatte das Ruder an Lupo übergeben, um mich mehr dem Klugschnacken (der Taktik) zu widmen, das klappte dann auch in Abstimmung mit der Crew ganz gut, und bediente gemeinsam mit Rene das Groß. Start klappt nicht so goldig aber immer noch so, dass wir einigermaßen frei kommen. Der Kutter läuft, wir brauchen alle auf der Luvkannte. Das handicapt den Steuermann, da er die Genua nicht einsehen kann. Gutschi macht die Ansagen, vergisst aber manchmal, obwohl er es weiß, dass der Kutter ein Langkieler ist und nicht so reagiert, wie der Kopf es will. Das nervt den Lupo und so steuert er dann doch manchmal lieber aus der Leeposition. Das passiert im Wechsel. Christian von der „7 Seas“ sitzt immer auf der Kante. Oder sagen wir lieber, fast immer. Die Spitzencrews segeln im Übrigen alle mit sieben oder mehr Crewmitgliedern. Ein Glück wir auch, dank Uwe und jetzt Rene. Wir kommen oben unter den ersten acht an, haben durchweg an der BM 1 Glück, keine Mallessen mit Konkurrenten. Spi hoch, Fahrt und weghalsen. Wir staunen auf der Achterlichen selbst ein wenig, weil wir im Vergleich schnell fahren, oder nicht langsamer sind als andere und auf jeder achterlichen gute machen. Unten sind wir vierter. Auf der nächsten Kreuz holen wir die zwei vor uns liegenden. „7 Seas“ fährt einem Start-Ziel-Sieg entgegen. Dem zweiten. Wir halten den zweiten auf der achterlichen, alle sind hochmotiviert und konzentriert. Im Ziel zweiter kurz vor dem 3. dem „Ösfass“, 4. wird „Habakuk“; 5. „Nautilus“. Hansi sitzt auf der Leebarkasse. Der Daumen geht hoch, Hansis natürlich, das geht runter wie Öl und erspart uns Kritik am Abend. Rene raucht eine Muts oder ähnliches . Lupo schnorrt … „bekommst du an Land zurück“ – offensichtlich ist es für die Nerven gut. Die Rückgabe habe ich nicht überprüft. Rene meint, dass wir eine bessere Höhe fahren als die „Wikan“. Am Ende der Wettfahrten übergibt Hans-Werner an Rene alle unsere Trimmmaße. Vielleicht wird damit das Höhenproblem verbessert, behoben wie auch immer. Wir bekommen auch Hinweise von Rene, mal schauen wie wir damit umgehen.
Start zur 3. Wettfahrt im Anschluss so gegen 15:30 Uhr. Kurs und Wind wie gehabt. Dieses Mal ein Superstart – Shit! Allgemeiner Rückruf, an dem wir wohl beteiligt waren. Ein Glück kein Einzelrückruf, dann hätten wir wohl einen Streicher eingefahren. Für mein Dafürhalten wurde die Startlinienbegrenzung in lee nicht genügend korrigiert und die Barkasse von der gepeilt wurde, war viel zu dicht an der Leestartbegrenzungsmarke und wurde so zum Hindernis und das führte zu unliebsamen Crashs und Gefahren. Nächster Start wieder nicht so prächtig, aber wir können uns schnell freisegeln und liegen an der BM 1 aussichtsreich unter den ersten fünf. „Wer führt?“ – Richtig „7 Seas“. Unglaublich die Jungs. Sie fahren fast immer die besten Starts, machen die besten Wenden, sind dadurch schnell frei und segeln ihren Stremel locker runter. Wir kommen unten als vierter an, holen auf der Kreuze noch die „Moby Dick“. Halten den Platz. Wieder zweiter vor dem 3. „Moby Dick“; und dem 4. „Resi“,; 5. „Nautilus“, Hansi ist stolz, der Daumen ist wieder oben. Wir sind es auch, nicht Daumen, sondern stolz. Abklatschen. Es wird noch eine dritte Tageswettfahrt gesegelt, insgesamt die vierte. Sehr gut, damit steigen die Chancen für einen Streicher, den es ab fünf gesegelten Wettfahrten gibt.
Start zur 4. Wettfahrt gegen 17:00 Uhr. Kurs wird nicht verkürzt, halte ich für richtig, weil man bei einer Verkürzung keine Verbesserungsmöglichkeiten hat, und die brauchen wir als Nichtsogutstarter offensichtlich. Wir legen unseren bisher bescheidensten Start hin. Völlig in der Abdeckung und in den Abwinden der Mitkonkurrenten. Die einzig sich auftuende Lücke zum Wenden verpassen wir und so segeln wir brav mit Bb-Schoten in Richtung Ufer. Als wir dann endlich wenden können sind die ersten schon 500 m weg. Erster? Na…nee, tatsächlich die „Nautilus“. Erst an vierter Position „7 Seas“. Düwel ok, das läuft gegen uns. Wir sind an BM 1 gefühlt 25. Erholen uns noch auf Platz 11, hinter der siegenden „Nautilus“; 2. wird „7 Seas“; 3. „Resi“; 4. „Santa Fe“, 5. „Cutty Sark“. Dieser Platz sollte doch hoffentlich unser Streicher sein. Die sympathische Mannschaft vom „Ösfass“ erwischt es ganz hart, sie kentern bei der zweiten Runde an der BM 1. Lagen aussichtsreich im Rennen. Und nur deshalb sind wir mit den Plätzen 4; 2; 2 und 11 nach vier Wettfahrten der DM auf dem zweiten Platz. Wir sind angenehm überrascht. Hinter „7 Seas“. Diese Crew ist nach vier gesegelten Wettfahrten ganz klarer Favorit auf den Titel.
Unsere Konkurrenten sind das „Ösfass“, die „Mobby Dick“ und die „Nautilus“. Andere wie „Habakuk“, „Kuddel“, „Resi“ und „Cutty Sark“ scheinen schlagbar. An Land entscheiden wir doch wieder die neue Genua aufzuziehen, denn die alte klappert, es läuft trotzdem mit der Klapperschlange gut, macht uns trotzdem alle unruhig. Hansi ist nicht amused, ja, auch wenn es weh tut, man kann Segel nicht nur schonen, denn wir wollen ja mit dem Material eine gute Platzierung, z.B. in etwa die, die wir gerade innehaben, ersegeln.
Abendprogramm startete mit Protesthilfe für unsere Krakower Freunde von der „Blue“. Sie wurden am Gate behindert, es wurde kein Raum nach außen gegeben, mit ernsthaften Folgen – die beiden weiblichen Crewmitglieder wurden vom fremden Großbaum getroffen, Verdacht auf Gehirnerschütterung und das Großsegel wurde zerfetzt. Die Personen wurden ärztlich gecheckt, zum Glück alles wohlauf, das Segel ist ersetzbar. Disqualifiziert wird der Falsche, der Protest hätte auch auf den außen liegenden Kutter erweitert werden müssen, der bleibt drin. Na ja, beim hoffentlich nicht nächsten Mal wissen wir es alle besser.
Wir waren zum Abendbrot bei den Krakowern ohnehin eingeladen, zum leckeren Wildtopf, aber der eiseskalte Nordwind und der anstrengende Segeltag zeigen Wirkung. Die Heia ruft sehr früh, und auch der nächste Morgen lässt mit zwei geplanten Wettfahrten bei wiederum zu erwartenden Starkwinden grüßen. Außerdem soll der erste Start bereit um 10:00 Uhr sein.
Der Quek schaukelt mich wieder in den Schlaf.
3. Wettkampftag Sonntag 14.09.2024. Wieder früh raus, der übliche Spaziergang, zurück zum Basislager, wieder runter zum Frühstück, zurück zum Basislager, Kampfmontur an, meine Seestiefel werden scheinbar altersschwach, undicht, die Sohle verhärtet. Na ja nach über 15 Jahren guter Dienste (warme und trockene Füße ohne Käsemauken) ist es nun wohl soweit, dass ich mich von meinen geliebten Stiefeln verabschieden muss. Summa summarum ca. 20 EUR per annum. Das ist doch ok! Solange hält ja manche Ehe nicht! Aber heute müssen sie noch halten, die Stiefel.
Auftakeln. Unsere Nachbarn vom „Ösfass“ haben immer noch Putz- und Flickstunde und beseitigen die Kenterspuren. Der Verklicker muss auch noch gerichtet werden. Das macht Martin Wandel von der „7 Seas“. Er entert den Großmast hoch, Verklicker gerichtet, wieder runter. Unser Verklicker steht auch auf halb acht, muss im Startverfahren bei sich berührenden Masten passiert sein. Ups, so recht können wir es nicht einordnen. „Hallo Martin, kannst du das bei uns auch machen?“, „Klar“. Gesagt getan. Früher konnte ich das auch gut, ja früher…
Raus auf die Krumminer Wiek. Uns erwartet Sonnenschein, Wind wie gehabt aus nördlichen Richtungen, Schaumkämme. Wieder ein toller Kurs. Zwei Up and Downs.
Start zur 5. Wettfahrt erfolgt um 10:00 Uhr. Allgemeiner Rückruf. Luv ist absolut bevorteilt. An der Startlinie wird nicht gerüttelt. Sie liegt nach meinem Empfinden zu tief, denn der Wind hat weiter östlich gedreht. Nächster Start mit I (auch so ein Relikt aus alten Zeiten, U wäre besser). Kommen einigermaßen weg, können uns schnell frei segeln, „7 Seas“ wieder vorne….wer denn auch sonst. Kommen oben auf Tuchfühlung unter den ersten fünf an. Auf der Achterlichen fahren wir auf Platz vier vor. Trotz des Umstandes, dass wir nicht genügend drücken, damit einen weiteren Weg fahren, vielleicht sind wir schneller als andere, weil wir raumer fahren, aber manchmal kommen der Großsegelfahrer und natürlich auch die anderen Crewmitglieder, ob des mangelnden Druckes, sehr ins Grübeln. Aber der Kutter ist keine Jolle, muss deshalb wohl noch vorrausschauender und „feinfühliger“ gesegelt werden. Das werden wir üben müssen. Auf der folgenden Kreuz segeln wir uns auf Platz 2 vor. Super! Wieder Platz zwei hinter „7 Seas“, vor dem 3. „Moby Dick“; 4. „Ösfass“; 5.“Resi“. Hansi Daumen wird immer breiter, der ist jetzt schon aus 555 m Entfernung zu erkennen. Das gibt einen Motivationsschub! Wir rechnen, es sieht gut aus. In der letzten Wettfahrt noch mal unter die ersten fünf dann müsste es reichen.
Start zur 6. und letzten Wettfahrt der DM 2024 ca. um 11:45 Uhr. Wind hat weiter nach Osten gedreht. Alles drängelt sich in luv. Wir nicht, einige Kutter werden in die Sperrzone gedrängt, darunter auch „Resi“ – Disqualifikation. Wir kommen nicht gut weg, aber besser als „Resi“ und andere. Können uns schnell wieder frei segeln und kommen an der BM 1 hinter „7 Seas“ als vierter an. Der Platz würde reichen, trotzdem macht sich Nervosität breit. Warum eigentlich? Wir segeln unseren Stremel, auch die neue Genua knattert jetzt im Achterliek, wir stellen und machen, letztlich verschwindet Gutschi in einer kurzen Windpause in lee und zurrt das Achterliek. Knattern vorbei, Kutter läuft trotzdem gut. Vor dem Gate gibt es noch eine kurze Diskussion. Wir hatten uns auf die Bb-Gate BM festgelegt, alle anderen fahren die Stb-Gate BM an, warum wir nicht ist die Frage. Weil auf Grund der Winddrehung der Weg zum Ziel eindeutig um ca. die Entfernung beider Gatebahnmarken kürzer wird. Wir segeln auf Stb- Bug dem Ziel entgegen. Kurzer Blick zur Konkurrenz, die kritischen Stimmen bzw. deren Gesichter hellen sich auf. War wohl doch nicht so schlecht. Wir werden tatsächlich wieder zweiter hinter dem souveränen Meister „7 Seas“, vor dem 3. „Moby Dick“ , dem 4. „Ösfass“ und dem 5. „Nautilus“; 6. „Cutty Dark“. Dieser Einlaufentsprach exakt der Gesamtplatzierung der Meisterschaft. Abklatschen, wir sind glücklich, zufrieden, geschafft, ungläubig. Die Gesichter sprechen für sich. Glückwunsch den neuen Meistern. Mit fünf ersten Plätzen und einem zweiten Platz, der gestrichen wurde (Gesamtpunkte: fünf), fahren sie ein die Konkurrenz deklassierendes Ergebnis ein. Wir liegen sieben Punkte dahinter (12 Punkte gesamt). Der dritte wiederum liegt acht Punkte hinter uns. Ein fast unbemerkt auch tolles Ergebnis. Da kann man frau wohl auch von einem souveränen Vizemeister sprechen…
Hansis Daumen ist so breit, dass man die Barkasse nicht mehr sehen kann. Ja Hansi das hätten wir zu Beginn der Saison alle zusammen nicht erwartet. Einen Sieg haben wir mal Dietmar gewidmet, diesen widmen wir dir. Du warst immer mit an Bord, deine kritische Stimme haben wir immer gehört. Wir waren auch für den Bratz gut aufgestellt. Der Dank geht an alle Crewmitglieder, Backgroundsteher und Backgroundfrauen, an unsere Schnelleinsteiger Uwe und Rene – ohne diese beiden wäre uns dieser Erfolg wohl nicht gelungen!
An Land fahren, abtakeln, abriggen – Hansi wartet mit großer Bierrunde, sein Daumen ist immer noch fast tischbreit, darauf kann er statt eines Tablettes eine Kutterrunde Bier abstellen. Schmeckt vorzüglich. In der Verladeschleife warten wir, bis unser Anhänger unter dem Kran bereit steht. Aufladen, zum Sattelplatz, weitere Segel einladen. Abplanen, verzurren. Frisch machen für die Siegerehrung. Diese findet im Naturhafen gegen 15:00 Uhr statt. Ronny und Kuddel machen das wieder in perfekter gekonnter Manier, fernsehreif – da könnte sich so mancher langweilige Moderator der öffentlich rechtlichen einiges Abschauen! Jede Teilnehmende Crew wird geehrt, es wird mit Platz 38 begonnen. Nebenbei läuft eine Tombola, es geht um einen Stand Kuttersegel im Wert von 4500 EUR gestiftet von der Fa. Segelform aus Rostock, der wohl honorigste Preis den man gewinnen konnte bei dieser Deutschen Meisterschaft der ZK 10. Jeder Platzierte zieht ein Los mit dem Kutternamen und dieser ist dann raus aus dem Lostopf. Spannend. Ich weiß gar nicht, wer uns rausgekickt hat, wir waren auf jeden Fall unter den letzten zwölf. Wir machen schon Pläne, was wir machen, falls wir als das Superlos gezogen werden. Behalten: Nein, wird an eine Nachwuchsmannschaft abgetreten. Glaubhaft? Wir sagen ja. Siegerehrung zieht sich, denn jeder bekommet seinen Spruch mit auf den Weg. Der 30.; 20. und 10. bekommen honorige Sonderpreise, wie einen Luxusrasenmäher, Luxusheckenschere und Luxusrasentrimmer. Gehrt wird auch der älteste Teilnehmer und Steuermann der „Morag“ vom Scharmützelsee Jörg Wenke (über 80). Alle ziehen den Hut und hoffen, das auch noch zu können, wenn sie dieses Alter erreicht haben.
Der beste Jugendkutter wird mit dem von der Teamworkcrew im Jahr 2016 gestifteten Preis geehrt. Dann kommt die Ehrung der ersten sechs:
Platz 6: „Cutty Sark“
Platz 5: „Nautilus“
Platz 4: „Ösfass“
Platz 3: „Moby Dick“
Platz 2: „Teamwork“
Platz 1: „7 Seas“
Die Siegerkönnen sich nun auf dem „Walk of Fame“ hochverdient für das Jahr 2024 eintragen können. Walk of Fame? Ja, ein Einfall der Ausrichter der Meisterschaft. Auf Plakat in Langformat und Stegbreite sind alle Meister seit dem Start der Meisterschaft vor 30 Jahren verewigt. Das wurde also auf dem Steg ausgelegt in einer Länge von ca. 20 m und jeder konnte über die Meister hinwegwalken. Sponsiert von Karsten dem Steuermann der „Nautilus“. Eine tolle Idee!
Der Tombolapreis geht, so glaube ich, an die „Aquila“ aus Penzlin. Das ist zwar keine Nachwuchsmannschaft, aber sie haben es sicherlich verdient. Es war eine tolle Siegerehrung. Insgesamt eine umsichtig organisierte würdige 30. Deutsche Meisterschaft. Ja, die können das die Anklamer und Wolgaster!!! Sogar Wind machen können die!
Es herrscht inzwischen ein doch sehr hohes seglerisches Niveau in der Kutterklasse. Die Kutter sind in großem Maße technisch gleichwertiger geworden und daran hat vor allen Dingen un’s Hansi einen großen Anteil. Es gibt keine Geheimnisse, alles wird offen gelegt und weitergegeben und umgekehrt auch. Es macht damit echt Spaß Regatten im Kutter zu segeln, denn auch das Umfeld der Konkurrenten stimmt und ist von Kameradschaft und Hilfsbereitschaft geprägt.
Der Crew der „Teamwork“ als Silbermedaillengewinner gehörten an: Jörg Gutschner (Gutschi), Rüdiger Wolk (Tütel), Walter Peterß, Volker Manski, Uwe Reinsberg, Rene Barnowski, Lutz Jacobs und Carsten Jansen / Coach: Hans-Werner Rix.
Fazit der letzten zehn Jahre: zweimal Meister, viermal Zweiter, zweimal Vierter, einmal fünfter, einmal sechster. Eine gute Bilanz und wenn wir einmal nicht durch die Regattahexe ( 2-mal Großsegel ausgerissen) ausgebremst worden wären, wäre noch ein weitere Meister hinzugekommen, dann wäre es allerdings auch ein zweiter weniger. Das Handicap war auch bei Bratz und auch auf der Krumminer Wieck. Ein Revier das uns offensichtlich sehr gut liegt.
Der Kutter sollte eigentlich nach Anklam, aber die Crew für Anklam stand noch nicht und so ging es ab nach Teterow hinter Tütels Luxusschlaf-gemach. Hansi würde, falls eine Crew zusammenkommt, in Anklam An- und Absegeln zusammenlegen. Hoffentlich wat dat wat. Hüt kann ik seggen, dat wur wat. Ich gehe auf Güstrowkurs so gegen 17:00 Uhr. Ankunft gegen 19:30 Uhr.
Es waren tolle und schöne Tage! Danke, dass ich dabei sein durfte!!!
Goode Wind!
Carsten
PS: Sorry, nun ist es doch fast ein Roman geworden, hoffentlich schlaft ihr beim Lesen nicht ein. Und wenn, dann ist das auch ok, oder..😊