*19.05.1931 – †20.11.2016
Denk Dir ein Bild – Weites Meer.
Ein Segelschiff setzt seine weißen Segel
Und gleitet hinaus in die See.
Du siehst wie es kleiner und kleiner wird.
Wo Wasser und Himmel sich treffen, verschwindet es.
Da sagt jemand: „Nun ist es gegangen!“
Ein anderer sagt: „Es kommt!“
Liebe Hanne!
Du hast in diesem Jahr Deinen 85. Geburtstag in unserer Mitte am Inselsee im Seglerheim gefeiert, den Ort der von Euch erbaut wurde, Euch über Jahre Heimstatt war. Das war als Überraschung gedacht und Deine Nichten haben hervorragend mitgespielt, sodass diese Überraschung gelang.
Kurz davor am 07. Mai 2016 haben wir das Jugendhaus feierlich eröffnet und der Sportminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat Dich mit der Ehrenmedaille des Landes als ältestes Mitglied des Vereins geehrt. Nun bist Du nach einem erfüllten Leben auf die große Langfahrt gegangen.
Gemeinsam mit Deinem lieben Jochen, der über 62 Jahre Dein Weggefährte war, habt Ihr die Kraft und das Lebenselixier aus Eurer Liebe zur Natur mit ihrer Tierwelt, dem Wald und dem Wasser mit dem Segelsport gewonnen.
Liebe Hanne, Du bist nicht nur das gegenwärtig älteste Mitglied im Verein, Du bist mit über 63 Jahren Vereinszugehörigkeit auch unser dienstältestes Mitglied.
Von 1953, das Jahr in dem Du Mitglied im Verein wurdest, bis heute gab es einige Umstrukturierungen, die Du alle als aktive Seglerin und später im Ehrenamt erlebt und begleitet hast. Über die Stationen der Betriebssportgemeinschaft Empor Nord, Empor, Lokomotive und im Jahr 1992 die Wiederbelebung des Wassersport-Vereins-Güstrow 1928 e. V. – Das ist einzigartig!
Nach dem Krieg hast Du gemeinsam mit Deinem Jochen und anderen Segelenthusiasten unter bescheidenen Bedingungen das Regattasegeln und die materielle Vereinsbasis in Güstrow wiederaufgebaut. Du/Ihr habt das Regattasegeln in Holzpaddelbooten begonnen, später warst Du erfolgreich im Damensegeln in Mecklenburg-Vorpommern aktiv. Ab Ende der 1950er Jahre hast Du dann gemeinsam mit Jochen, sowie Elin und Wilhelm Jansen einen großen, wenn nicht den entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung des Güstrower Segelsports.
Du hast, gemeinsam mit den Vorgenannten, wie andere es kaum vermocht haben, den Verein geprägt und viele Stunden Deiner Freizeit dem See und dem Segelsport und damit sowohl dem Nachwuchs als auch den gestandenen Regattaseglern gewidmet. Ihr habt nicht nur die Dinge auf dem See begleitet, Ihr habt den Verein über lange Jahre im Ehrenamt als Vorstand gelenkt und geleitet.
Dafür gebührt Euch ein großes Dankeschön!
Wir denken gerne an die Zeit zurück, als Du mit Deinem Jochen sowie mit Elin und Wilhelm Jansen in Eurem Piraten Beil 921 „Käpt`n Pött“, der als Startschiff fungierte, im Schlepptau von Horst Röder, der Euch mit dem Motorboot zog, über den See gefahren bist. Fast alle Regatten zwischen 1965 und 1990 habt Ihr auf dem Inselsee und auch einige Male DDR-Meisterschaften der Surfer als Wettfahrtleitungscrew auswärts durchgeführt.
Das alles unter schwierigsten Bedingungen, die uns heute noch Hochachtung und Respekt abnötigen. Was wäre der Regattasport am Inselsee ohne diese Crew? Wir glauben nicht, dass sich das „Silberne Beil“, dessen erster Gewinner Dein Jochen im Jahr 1957 gemeinsam mit Günter Bremer war, zu einer der beliebtesten Regatten in ganz Deutschland entwickelt hätte oder viele Erfolge Güstrower Segler auf anderen Seen und Revieren (DDR-Meister, Spartakiadesieger, Deutsche Meister, Europa- und Weltmeister) ohne Dein/Euer Zutun hätten errungen werden können.
Mit der Hand – heute undenkbar – habt Ihr sehr zeitnah und akribisch die Regatten ausgewertet, das hat Stunden gedauert. Ihr wart immer da für uns Aktive und seid damit unsere Vorbilder!
Auch die Sitzungen des Kreisfachausschusses Segeln (KFA), den Jahresausklang des KFA und die Verbandssitzung des Bundes Deutscher Segler der DDR in Güstrow sind uns in guter Erinnerung. Trotz mancher Gegensätze, auch politischer, denn dein Mann Jochen hatte stark unter der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) gelitten, hast Du/habt Ihr es immer verstanden die Sache in den Vordergrund zu stellen und so habt Ihr mit geschickter Diplomatie Vieles für den Güstrower Segelsport erreichen können.
Auch das Wachstum und die Entwicklung unseres Vereins hängen stark mit Deiner Person und der genannten Crew zusammen. Man konnte von Dir/Euch, von dieser Crew, lernen und hat es auch: Teamgeist, Ausdauer, Meistern schwieriger Situationen, Geduld haben, Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit, handwerkliche Tipps und Tricks und vor allen Dingen Gelassenheit und Lebensweisheiten. Damit wurden viele Klippen umschifft, was uns in vielen Lebenslagen geholfen hat, die richtigen Entscheidungen zu treffen, das Richtige zu tun.
Ob als Schriftführerin im KFA, Beitragskassiererin im Verein, Regattaausrichtende und ‑auswertende Du hast immer Deine Frau gestanden, der Verein stand bei Dir/Euch stets an erster Stelle.
Das erfüllt und mit Stolz, darauf kannst Du stolz sein!
Heute vermissen wir bei vielen Jugendlichen und auch anderen diese starke Hingabe und Zuwendung zum Verein. Die Zeiten sind anders geworden. Auch wenn wir Optimisten sind, was die Zukunft angeht, so denken wir doch manchmal, dass die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wende, was das Vereinsleben, den solidarischen Zusammenhalt und den Verein als Mittelpunkt betrifft, eine herausragende Zeit war und Du warst dabei.
Du bist bei uns, liebe Hanne. Die Erinnerungen an Dich mit Deiner überaus bescheidenen herzlichen Art sind stark und gegenwärtig, so als ob Du in unserer Mitte bist.
Für die große Langfahrt wünschen wir Dir Goode Wind!
Die Mitglieder und der Vorstand des WVG 1928 e. V.
Güstrow, November 2016
Die Seebestattung findet auf Hannes Wunsch im engsten Familienkreis statt.