von Henning Wolf

Am vergangenen Sonntag war es wieder so weit. Das Jedermann-Radrennen “Schweriner Seenrunde durch die Lewitz” stand im Kalender. Klaus-Dieter, Molle und ich hatten uns im Vorfeld angemeldet, Peter war dieses Jahr nicht dabei. Bei dieser Austragung habe ich mich (Klaus-Dieter und Molle sagen “endlich”) für die lange Strecke, also für 91 statt 55 km entschieden. Ich war gespannt, ob ich diese Entscheidung im Laufe des Rennens bereuen würde…

Es ging früh los. Bevor die Fahrt mit Molle nach Schwerin anstand, mussten die Hunde noch raus und es wurde doch tatsächlich schon hell. Letztes Jahr war der Start in Schwerin eine Stunde früher und die Hunderunde dementsprechend dunkler.

Wir kamen gut nach Schwerin, die Straßen waren am Sonntagmorgen erwartungsgemäß frei. Man kann sagen, wir waren etwas früh bei Klaus-Dieter. Es war noch Zeit, nach dem Präparieren der Rennräder mit Transponder und Startnummern, für zwei Tassen Kaffee. Ich dachte noch, hoffentlich treibt das Getränk nicht so. Um es vorwegzunehmen, auf der Strecke kam ein leichtes Gefühl in der Blase auf, aber nach einigen km war es dann wieder weg. Zum Glück!!!

Noch ein Foto bei Klaus-Dieter im Garten und dann ging es auf dem Franzosenweg zum Startgebiet am Schweriner Schloss.

Dort standen schon fast alle in der Startaufstellung und wir reihten uns ein. Da der scharfe Start erst in Zippendorf erfolgen sollte, war die Position in der neutralisierten Zone nicht so entscheidend.

Pünktlich um 10:00 Uhr ging es dann los. Bis nach Zippendorf fuhr das Feld mit allen Startern, bestehend aus 370 Teilnehmern, neutralisiert dem Führungsfahrzeug hinterher. Das ist eigentlich gut, weil man sich da schon etwas warmfahren kann. Das ging am Sonntag aber so langsam und stockend, dass es nicht gerade eine Freude war.

Kurz vor der Plater Straße erfolgte dann der scharfe Start aus der Bewegung heraus. Und an dem Anstieg ging es gleich gut zur Sache und das Feld zog sich auseinander. Klaus-Dieter fuhr bis dahin immer ein Stück vor mir. Ich habe ihn dann aber aus den Augen verloren und bei Molle war ich mir ziemlich sicher, dass er hinter mir zum scharfen Start fuhr.

Nun ging es darum, die richtige Gruppe zu erwischen und sich nicht abhängen zu lassen. So flog das Feld förmlich in Richtung Plate. Dann ging es durch Banzkow, in Goldenstädt links ab, dort durch Friedrichsmoor in Richtung Raduhn. Kurz vor Rusch ging’s links ab durch Tramm, Göhren und Sukow und wieder nach Plate. Hier trennte sich das Feld. Die Radfahrer, die die 55 km fahren wollten, fuhren von hier aus nach Schwerin ins Ziel, wo auch der scharfe Start erfolgte.

Zu dieser Gruppe gehörte ich aber dieses Jahr nicht. Also in Plate links rum und die Runde durch die Lewitz noch einmal. Bis zu dem Zeitpunkt war ich in einer schönen großen Gruppe, in der man gut mitrollen konnte. Aber plötzlich war ich mit einem anderen Mitstreiter alleine. Bei einem Blick nach hinten erkannte ich, dass uns in einiger Entfernung fünf oder sechs Fahrer folgten. Der Kollege machte richtig langsam und alleine brauchte ich auch nicht im Wind fahren. Es war also Zeit, meine Banane in Ruhe zu essen und Energie zu tanken. Als ich dabei war, den letzten Bissen abzubeißen, kamen die anderen Fahrer ran und es ging in gutem Tempo mit sechs oder sieben Leuten weiter.

Als es auf der zweiten Runde wieder in Richtung Norden ging, war am Horizont eine dunkle Wolkenwand zu sehen. Da sie uns aus der Richtung immer dichter kam, wurde sie immer größer und sie verhieß nichts Gutes. Ca. 15 km vor dem Ziel war es dann so weit. Heftige Windböen trafen uns von schräg vorne und es fing an zu schütten und zu hageln. Die Straße war ruckzuck voller Wasser und ich war nass bis auf die Knochen, was bei kurzen Hosen auch nicht schwer war.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Entscheidung für die lange Strecke etwas bereut. Wäre ich nur die 55 km gefahren, wäre ich längst im Ziel und trocken…

Zum Glück zog das Unwetter schnell weiter und wir fuhren praktischer Weise durch und dann weg. Als wir die Niederschläge überstanden hatten, kam das Wasser nur noch von unten und vom Fahrer vor mir von vorne. In der Zwischenzeit bestand unsere Gruppe nur noch aus vier Fahrern. Wo wir die anderen abgehängt oder verloren hatten, habe ich nicht mitbekommen.

So hieß es nur noch, einigermaßen schnell ins Ziel zu kommen. Der “Berg” vor Schwerin stellte keine Hürde mehr dar. Mit Vorsicht rollte ich die Plater Straße bergab in Richtung Zippendorf. Die Straße war noch nass und die Betonplatten machten bei hoher Geschwindigkeit keinen Spaß. Die letzte Linkskurve noch vorsichtig nehmen und dann ins Ziel.

Die Zeitmessung erfolgte per Transponder am Fahrrad. Dafür mussten wir 60,00 € Pfand hinterlegen. Deshalb muss man nach dem Zieldurchgang zurück zum Schloss, um den Transponder dort abzugeben. Wenn nicht, dann hätten wir in Zippendorf einfach zu Klaus-Dieter abbiegen können und uns aufwärmen, duschen und essen (und isotonische Getränke zu uns nehmen) können.

Ohne die Belastung wurde mir natürlich kalt, denn ich war ja immer noch klitschnass. Am Startgebiet angekommen, ging mein Kopf wie eine Rundumleuchte. Schließlich wusste ich nicht, wo Klaus-Dieter im Rennen war. In der Transponderabgabeschlange, ich stand schon ziemlich weit vorne, klopfte mir Klaus-Dieter auf die Schulter. Er war gerade angekommen, also war ich vor ihm im Ziel. Von Molle war noch nichts zu sehen.

Aber auch er kam dann nach einiger Zeit und wir fuhren gemeinsam zu Klaus-Dieter. Er machte fix den Kamin an und es wurde wohlig warm. Es gab, wie jedes Jahr, lecker Hechtbouletten mit Beilagen und Getränke. Welche das waren, verrate ich nicht…

Am Nachmittag fuhren wir dann satt, zufrieden und ein bisschen kaputt nach Güstrow und wir waren uns sicher, dass wir nächstes Jahr wieder dort fahren werden. Und ich werde wieder die 91 km abspulen…

Unsere Platzierungen und Zeiten:
91 km, 155 Starter:

Henning, Platz 94, 2:40:05 h
Klaus-Dieter, Platz 121, 2:48:38 h
Molle, Platz 145, 3:07:41 h