von Henning Wolf
Die Rennrad-Abteilung des Wassersport-Vereins-Güstrow 1928 ist am Montag einmal um den Schweriner See gefahren. Aber wie kam es dazu? Gerade auch wegen des ungewöhnlichen Zeitpunktes?
Nun, der Peter hatte einen Traum. Er wollte irgendwann einmal mit dem Rennrad um den Schweriner See fahren. Er fragte Klaus-Dieter nach einer tollen Route. Der klinkte sich aber gleich mit ein, so dass er und Peter gemeinsam fahren wollten. Schließlich hat Peter Ferien und Klaus-Dieter hat sowieso immer frei. Dann fragten die beiden Molle und mich, ob wir auch Lust und Zeit zu dieser Tour hätten. Bei uns ist’s ja nicht ganz so einfach, schließlich müssen wir arbeiten. Aber wir schaufelten uns den Montag Nachmittag frei und so stand der Rundfahrt nichts im Wege. Zumal die Wettervorhersage perfekt aussah, Sonne, knapp über 20°C und so gut wie kein Wind.
Molle hat ein Auto und einen Fahrradträger organisiert. Er holte erst Peter und dann mich kurz nach dem Mittag ab.

Der Weg nach Schwerin war etwas kompliziert. Da die Bundesstraße zwischen Sternberg und Weitendorf gesperrt ist, mussten wir einen Umweg fahren. Wir entschieden uns, in Sternberg rechts abzubiegen und über die Dörfer in Richtung Brüel zu fahren. Gute Idee, schlechte Ausführung. Vor uns fuhr ein ziemlich breiter Traktor mit Anhänger, an dem wir auf den engen Straßen nicht vorbeikamen. Irgendwann bog er aber auf einen Acker ab und wir waren so froh, dass er weg ist und haben dabei die richtige Abbiegung verpasst. Also sind wir minuten- und kilometerlang in die falsche Richtung gefahren. Wir wissen immer noch nicht, wo uns Google Maps hinleiten wollte! Nach telefonischem Hinweis von Lisa (Molles Tochter) haben wir dann aber im wahrsten Sinne noch die Kurve bekommen.
Klaus-Dieter erwartete uns dieses Mal nicht zu Hause, sondern in seinem Kleingarten in Schwerin-Mueß. Den haben wir aber gut gefunden. Fahrräder abladen, umziehen (ich nicht, ich war schon sportlich angezogen) und es konnte losgehen. Klaus-Dieter hatte uns zwei Strecken rausgesucht. Eine ca. 70 km und eine etwas über 80 km lang. Am Anfang auf der Westseite des Schweriner Sees waren beide gleich. Wir wollten uns dann im Laufe der Fahrt für eine der beiden entscheiden.
Wir fuhren also los! Über den Franzosenweg in Richtung Schloss, vorher links abbiegen und auf die Graf-Schack-Allee. Dort wartete Lisa auf der Dachterrasse ihrer Arbeitsstelle mit dem Handy im Anschlag auf uns.

Da fiel mir auf, wir haben noch gar kein Bild vom Schloss! Das gehört in Schwerin ja wohl dazu. Also während der Fahrt das Handy raus und Foto gemacht.

Nun mussten wir durch den Stadtverkehr fahren. Das war nicht so toll. Mal gab es einen Bürgersteig mit Radweg, der dann zu eng wurde für Fußgänger und Radfahrer. Dann auf die Straße mit vielen Autos, Ampeln. Dann gab es einen Radfahrstreifen auf der Straße und dann wieder nicht. Ätzend…
Aber auch das haben wir gemeistert und so kamen wir auf den Paulsdamm. Der Radweg da hat teilweise ganz schöne Querrillen. Da hat es einen auf dem Rennrad ganz schön durchgeschüttelt.


Bevor der Paulsdamm den Schweriner See in den Innen- und Außensee teilt, bogen wir links ab. Wir wollten schließlich um den gesamten See fahren. Wir fuhren auf der Westseite am See entlang. Ab und zu sahen wir ihn und es fuhr sich gut.
Plötzlich wurde Klaus-Dieter langsamer und bog rechts ab. Wir waren am Schloss Wiligrad angekommen. Was wollte er denn hier? Hinter dem Schloss sahen wir des Rätsels Lösung. An einer Art Steilküste hatten wir einen schönen Blick auf den See. Zeit für Fotos!



Die Fotos waren im Kasten und ich hatte meinen Lenker gerichtet. Ist er etwa auf der Fahrt nach Schwerin schief geworden? Dann fuhren wir weiter. Am Anfang meinte Molle, dass es eine entspannte Fahrt werden solle. Komischerweise wurde immer Tempo gebolzt, wenn er vorne fuhr. Sachen gibt’s…
Die wilde Fahrt ging also weiter. Wir fuhren durch Bad Kleinen und schwupps waren wir in Hohen Viecheln am nördlichsten Punkt des Schweriner Sees. Dort gibt es einen Imbiss, an dem man Fischbrötchen und Pommes bekommen kann. Meine drei Mitfahrer entschieden sich für Fischbrötchen und ich mich für Pommes. Fisch ist nicht so meins. Leider waren keine Pommes mehr da! Na gut, dann aß ich eben meine mitgebrachte Banane…




Nach einer Weile brachen wir wieder auf. Es sollte für lange Zeit der letzte Blick aufs Wasser gewesen sein. Das wussten wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Gleich nach dem Imbiss hing ein Schild an der Straße. Darauf stand: 25 %! Nun ja, es war ein Anstieg, aber so steil war er dann doch nicht. Mehr als 11 % waren das auf keinen Fall. Hat sich da vielleicht jemand einen Scherz erlaubt?
Wir entschieden uns nun, die längere Variante zu nehmen. Die führte uns ziemlich weit östlich des Sees. Diese Strecke sollte uns ins schöne Warnow-Durchbruchstal bei Zaschendorf führen. Auf dem Weg dahin, mussten wir aber die ein oder andere “Bergwertung” meistern. Dabei fiel unsere Gruppe regelmäßig auseinander, aber oben wurde dann immer gewartet.



Dann kamen wir zur Warnow. Vor Zaschendorf gab es wieder einen Anstieg mit anschließender Abfahrt. Da ich den Berg als Erster erklomm und es bei der Abfahrt nur habe rollen lassen, bin ich doch tatsächlich zu weit gefahren. Irgendwie habe ich die Brücke nicht wirklich wahrgenommen. Aber ich drehte um und es war wieder Zeit für Fotos!





Wir fuhren nun also so dahin. Die Landschaft war schön, die Strecke ziemlich wellig, aber vom See war nix zu sehen. Das war also Peters Traum?
Ganz unerwartet bremste Klaus-Dieter und bog rechts ab an eine wilde Badestelle. Und plötzlich standen wir am Ufer des Schweriner Sees, direkt neben dem Campingplatz “Süduferperle”.

Eine nette und hübsche Dame machte ein paar Fotos von uns.



Auf dem Radcomputer standen nun schon 79 km. Also mussten wir wohl bald rum sein. Nun begleitete uns der See auch wieder und schon waren wir wieder in der Stadt und bei Klaus-Dieters Garten angekommen.
Dort erwartete uns schon ein reich gedeckter Kaffeetisch mit Käsekuchen und Mandarin-Streuselkuchen. Danke Molle und danke Bärbel.


Wie das heutzutage so ist, saßen wir am Tisch, aßen Kuchen, tranken Kaffee und werteten die Radfahrt auf unseren Handys aus. Aber die legten wir dann auch mal weg! Nach dem gemütlichen Kaffeeschmaus verluden wir die Räder und es ging wieder zurück nach Güstrow. Dieses Mal über die Südroute an der Baustelle vorbei und ohne verfahren.
Alles in allem war es eine sehr schöne Ausfahrt und wir waren froh, dass wir Peter bei der Erfüllung seines Traumes helfen konnten. Es war mindestens genauso schön wie das Radrennen, das wir immer im September in Schwerin bestreiten. Der große Vorteil war, dass ich nicht so sehr früh aufstehen und im Dunkeln mit den Hunden gehen musste…
Ein Dank an dieser Stelle nochmal an Klaus-Dieter und Bärbel für die Gastfreundschaft, an Molle für das Organisieren des Räder-Transports und an Peter für die Idee!!!

Die Daten unserer Ausfahrt rund um den Schweriner See:
82,3 km, 2:51:11 h, 28,9 km/h, 563 hm
